EU erteilt Freigabe: Netzbetreiber gründen gemeinsame Werbeplattform

Die EU hat grünes Licht für die gemeinsame Werbeplattform der größten europäischen Telcos gegeben. Telekom, Telefónica, Vodafone und Orange wollen nun loslegen.

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(Bild: Tero Vesalainen / Shutterstock.com)

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Die führenden europäischen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Orange, Telefónica und Vodafone wollen eine gemeinsame Online-Werbeplattform aufbauen. Die vier Partner gründen dafür ein Gemeinschaftsunternehmen, das "eine technische Plattform für digitale Werbung in Europa betreiben" soll, teilten die Unternehmen am Freitagabend mit. Zuvor hatten die Wettbewerbshüter der EU-Kommission dem Vorhaben wie erwartet ihren Segen erteilt.

Die vier Partner werden zu je einem Viertel an einer neu gegründeten Holdinggesellschaft beteiligt sein, die ihren Sitz in Belgien haben soll, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Telekom. Das Unternehmen solle von einem "unabhängigen Management unter Aufsicht eines von den Anteilseignern ernannten Aufsichtsrats geleitet werden".

Die neue Plattform, die Medien und Anzeigenkunden eine Alternative zu den US-Netzwerken von Google oder Meta bieten soll, sei "von Anfang an so konzipiert" worden, "dass sie mit den europäischen Datenschutzrichtlinien wie DSGVO und der ePrivacy-Richtlinie konform" sei. Nur mit ausdrücklicher Einwilligung der Nutzer würden diese Werbebotschaften über die Plattform erhalten.

Die Technik, auf der die gemeinsame Werbeplattform aufsetzen soll, haben Vodafone und die Telekom in Deutschland bereits mit dem Axel-Springer-Verlag gestestet: "TrustPid". Bei TrustPid wird der Traffic eines Kundenkontos mit einem Token markiert, das zum Beispiel mit der SIM-Kartennummer oder der Mobilfunknummer verknüpft werden kann. Damit kann der Netzbetreiber ein Profil bilden, auf das Werbekunden und Medien zugreifen können, wenn dazu die Einverständniserklärung des Kunden vorliegt. Diese kann über ein Webportal erteilt und widerrufen werden.

"Die einzigen Daten, die weitergegeben werden, sind ein pseudonymisierter, digitaler Token, der nicht zurückverfolgt werden kann", betont die Telekom. "Die Verbraucher können mit einem einzigen Klick ihre Zustimmung erteilen oder verweigern und auch alle anderen bereits erteilten Zustimmungen widerrufen. Das tun sie entweder auf der Website der Marke oder des Verlags oder über ein zentrales, leicht zugängliches Datenschutzportal."

Die EU-Kommission hat der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens am Freitag wie erwartet die kartellrechtliche Freigabe erteilt. Die Prüfung des Vorhabens habe ergeben, dass der Wettbewerb in Bereichen wie ID-Diensten oder Telekommunikation dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werde. So werde die Plattform andere Anbieter nicht ausschließen und Anzeigenkunden stünden zahlreiche Alternativen zur Verfügung.

Die vier Partner wollen ihr Angebot auch für konkurrierende Unternehmen öffnen. Das neue Unternehmen beabsichtige "diese Plattform jedem Netzbetreiber in Europa zur Verfügung zu stellen", heißt es von der Telekom. Die Plattform sei speziell darauf ausgerichtet, den Verbrauchern mehr Kontrolle, Transparenz und Schutz ihrer Daten zu bieten.

Verbraucherschützer kritisieren, es sei nicht klar, wie die Kundendaten rechtmäßig erhoben würden und wie eine DSGVO-konforme Einwilligung erfolge. In einem Schreiben an die für den Wettbewerb zuständige Kommissions-Vizepräsidentin Margrethe Vestager mahnte der Dachverband der europäischen Verbraucherschutzorganisationen (BEUC), die Kommission müsse sicherstellen, dass das Joint Venture den Datenschutz- und E-Privacy-Regeln in der Union genüge.

(vbr)