Beratungsstellen für Spielsüchtige vermelden Zulauf

In Berlin suchen immer mehr süchtige Computerspieler Beratungsstellen auf. Besonders viele der meist 16- bis 25-jährigen seien dem Online-Rollenspiel "World of Warcraft" verfallen.

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In Berlin suchen immer mehr Spielsüchtige Hilfe. Beratungsstellen hätten nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa steigenden Zulauf. Die Berliner Fachstelle für Suchtprävention bietet Aufklärung zur Internetsucht. Es meldeten sich vor allem Menschen, die sich ein Leben ohne stundenlanges Computerspielen nicht vorstellen können. Aber auch Angehörige kämen, sagte eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit. Ein besonders hohes Abhängigkeitspotential berge das Online-Rollenspiel "World of Warcraft". Ein Problem sei, dass der Begriff der Internetspielsucht wissenschaftlich noch nicht anerkannt sei, sagte ein Mitarbeiter der Fachstelle. Offizielle Angaben über die Zahl der Berliner Spielsüchtigen liegen bislang aber nicht vor.

Praktische Hilfe für Betroffene bietet die Beratungsstelle Lost in Space. An die Einrichtung der Caritas wandten sich immer mehr Süchtige, sagte Sozialpädagoge Jannis Wlachojiannis. 2006 hätten etwa 30 Hilfesuchende nach einer Beratung gefragt. Mit 315 im Vorjahr habe sich diese Zahl schon mehr als verzehnfacht. Oft kämen zuerst Angehörige, um auf das Suchtproblem in der Familie aufmerksam zu machen. Die meisten Computerspiel-Süchtigen seien hier zwischen 16 und 25 Jahren alt. In der Vivantes-Klinik Hellersdorf und dem Klinikum Humboldt wurden am 1. April Spezialambulanzen für Kinder und Jugendliche mit Computer- und Medienproblemen eröffnet. Die Zahl der Betroffenen nehme zu, hieß es auch hier.

In Sachsen-Anhalt suchten bislang hingegen nur wenige Spielsüchtige Hilfe bei Beratungsstellen. Nur 136 Menschen hätten nach Angaben der Landesstelle für Suchtfragen die 32 Beratungsstellen im Jahr 2007 aufgesucht. Die Zahlen für 2008, die noch nicht vorliegen, dürften ähnlich liegen, sagte die Leiterin der Landesstelle, Helga Meeßen-Hühne, in Magdeburg. Sie vermutet eine hohe Dunkelziffer: "Die Hilfesuchenden in den Beratungsstellen sind nur die Spitze des Eisberges", erklärte sie gegenüber der dpa. Auch in Hessen haben sich bereits zahlreiche Beratungsstellen der steigenden Computerspielsucht angenommen.

Bereits im März hatte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) eine Studie veröffentlicht, nach der jeder fünfte Spieler von "World of Warcraft" abhängig oder abhängigkeitsgefährdet sei. Institutsleiter Christian Pfeiffer forderte daher eine Freigabe des Spiels ab 18 Jahren. Bisher ist das Online-Rollenspiel von der USK ab 12 Jahren freigegeben. (dpa) / (hag)