Goldgrube China - NetzwerkausrĂĽster suchen Erfolg in Asien
Anfang des Jahres wurden in China die lang erwarteten 3G-Mobilfunkfrequenzen versteigert - und jetzt ist dort eine Menge Geld zu verdienen: Gartner beziffert das Volumen fĂĽr Investitionen auf rund 14 Milliarden Dollar in den kommenden drei Jahren.
China entpuppt sich mehr und mehr als Goldgrube für die europäischen Telekomfirmen im Netzwerkgeschäft: Das "Reich der Mitte" ist der weltgrößte Mobilfunkmarkt. Marktführer China Mobile allein kommt auf rund eine halbe Milliarde Kunden. Erst Anfang des Jahres wurden in China die lang erwarteten 3G-Mobilfunkfrequenzen versteigert – hierzulande besser bekannt als UMTS – und die chinesischen Telekomkonzerne begannen mit Geldern aus den staatlichen Konjunkturprogrammen, ihre Netze auszubauen. Für die Netzwerkausrüster ist China damit ein Glücksgriff, auch wenn die chinesischen Konkurrenten ihren Heimatmarkt mit Zähnen und Klauen verteidigen.
Die schiere Größe des chinesischen Marktes zwingt die europäischen Telekomfirmen regelrecht in die Volksrepublik. "Es ist klar, dass, wer weiter mitspielen will, sich auch dort engagieren muss", sagt Gartner-Analyst Sylvain Fabre. Die Nachfrage nach Infrastruktur rund um Telefon- und Mobilfunknetze wächst angesichts von Finanzkrise und Investitionsstopps nur noch in ganz wenigen Regionen – eine davon ist die Volksrepublik. In den vergangenen Monaten riss die Flut der Großaufträge aus China nicht ab. Ericsson-Chef Carl-Henric Svanberg betont, China bleibe "stark".
Eine Menge Geld ist dort jedenfalls zu holen: Gartner beziffert das Volumen fĂĽr Investitionen in Mobilfunknetze der dritten Generation auf rund 14 Milliarden Dollar in den kommenden drei Jahren. Die "China Association of Communication Enterprises" (CACE) hatte erst kĂĽrzlich 400 Milliarden Yuan (rund 41,3 Milliarden Euro) fĂĽr den Aufbau der 3G-Netzwerke in den kommenden Jahren versprochen.
Allerdings dürften die westlichen Anbieter längst nicht mehr so viel vom Kuchen abbekommen wie beim Aufbau der einfacheren 2G-Netzwerke, urteilt die Beratungsfirma Ovum. Ihren Recherchen zufolge konnten die chinesischen Platzhirsche ZTE und Huawei in der ersten Runde die Hälfte der 3G-Ausschreibungen für sich verbuchen. Dabei schlägt sich der Herausforderer ZTE besonders wacker. Erst kürzlich sicherte sich das Unternehmen aus dem südchinesischen Shenzhen einen Bärenanteil der dritten 3G-Ausschreibung des Mobilfunkriesen China Mobile – gefolgt von den heimischen Konkurrenten Huawei und Datang.
Doch die Europäer verbuchen Erfolge: Ericsson zog erst kürzlich einen Milliardenauftrag von China Mobile und China Unicom an Land. Alcatel-Lucent sicherte sich ähnliche Order von China Mobile und China Telecom. Der französisch-amerikanische Netzwerkausrüster hat mit seiner Tochter Alcatel Shanghai Bell (ASB) eine besondere Position auf dem chinesischen Markt. Er ist außerdem der einzige Europäer, der alle Standards anbietet, die in China eingesetzt werden.
Nach Einschätzung von Gartner-Analyst Fabre sind die verschiedenen Standards eines der Risiken auf dem chinesischen Markt: Denn China bevorzuge klar die heimische Technologie TD-SCDMA. Nach Meinung von Fabre begrenzt das die Möglichkeiten für Ausländer. Außerdem sieht Fabre in der schieren Größe des Landes nicht nur Vorteile – damit werde schon die Zulieferung eine Herausforderung, denn die lukrativen Meilensteinzahlungen hingen auch von der Geschwindigkeit des Netzaufbaus ab. Die Berater von Ovum warnen angesichts der Konkurrenz außerdem vor einem bitteren Preiskampf.
Trotzdem werden sich die Europäer kaum aus dem Reich der Mitte zurückziehen. Wie wichtig China inzwischen für sie ist, zeigen die neuesten Quartalszahlen von Ericsson und Nokia Siemens. Für die Schweden war China danach im abgelaufenen Quartal der größte Markt. Das Gemeinschaftsunternehmen von Nokia und Siemens machte dort allein rund ein Viertel seines Umsatzes. (Annika Graf, dpa-AFX) / (pmz)