Zu dicke Züge: Planungsfehler löst verkehrspolitisches Beben in Spanien aus

Die staatliche Bahngesellschaft Renfe hatte für 258 Millionen Euro Züge bestellt, die in den für sie bestimmten Gebieten nicht durch Tunnel passen würden.

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Ein mit Diesel betriebener Regionalzug des baskischen Herstellers CAF, Symbolbild.

(Bild: caf.net)

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Die spanische staatliche Bahngesellschaft Renfe hat 31 Nahverkehrszüge im Gesamtwert von 258 Millionen Euro bestellt, die für einige Tunnel des vorgesehenen Einsatzgebietes im Norden des Landes zu groß sind. Rund drei Wochen, nachdem der Skandal aufgedeckt wurde, trat Renfe-Präsident Isaías Táboas zurück, wie der staatliche Fernsehsender RTVE berichtete. Auch die Staatssekretärin im Transport-Ministerium, Isabel Pardo, habe ihren Posten zur Verfügung gestellt. Transportministerin Raquel Sánchez habe beide Rücktritte angenommen, hieß es unter Berufung auf die Regierung in Madrid.

Bisher waren nur zwei Abteilungsleiter von Renfe und der Bahnnetz-Verwaltungs-Behörde Adif gefeuert worden. Sie seien lediglich Sündenböcke, meinte der kantabrische Ministerpräsident Miguel Ángel Revilla. Mit den neuen Zügen soll die veraltete Flotte der an das nationale Eisenbahnnetz nicht so gut angebundenen Regionen ersetzt werden. Das Bahnnetz in Kantabrien und Asturien stammt vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert und führt durch eine gebirgige Landschaft. Durch den Fehler könnten die Züge frühestens 2026 und damit zwei Jahre später als geplant in Betrieb genommen werden.

Obwohl die Züge bereits 2020 bestellt worden waren, kam die Affäre erst Ende Januar durch einen Bericht der Regionalzeitung "El Comercio" ans Licht. Die Zentralregierung gab inzwischen den Fehler zu, beteuerte aber, dem Steuerzahler sei kein finanzieller Schaden entstanden, da die zu breiten Züge noch nicht gebaut worden seien. Nach verschiedenen Warnungen sei der gesamte Fertigungsprozess irgendwann gestoppt worden.

Am Wochenende trat eine Verordnung der spanischen Regierung in Kraft, mit der die Normung für die Züge konkretisiert wird. Durch die zuvor klaffende Regelungslücke soll der Planungsfehler verursacht worden sein, berichtet die spanische Tageszeitung El País. Bisher habe es keine klare Regelung für die genauen Maße der Züge auf dem Netz der Ferrocarriles Españoles de Vía Estrecha (Feve) gegeben. Die Tunnel in Kantabrien und Asturien haben heute noch unterschiedliche Dimensionen, die nicht immer den modernen Bahnnormen in Spanien entsprechen.

(anw)