Ubuntu: Sich ehrlich machen bei Updates

Dass Ubuntu bei der Update-Suche nun für Ubuntu-Pro wirbt, ist nicht schön – die Welt geht davon aber auch nicht unter, findet c't-Redakteur Keywan Tonekaboni.

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Von
  • Keywan Tonekaboni

Da sucht man auf seinem Ubuntu-System nach Updates und plötzlich wirbt der sonst unbestechliche Paketmanager apt für Canonicals neuen Abo-Dienst "Ubuntu Pro". Schön ist das sicher nicht, aber auch kein Weltuntergang. Dass die Meldung des Paketmanagers bei einigen Ubuntu-Nutzern für Irritationen sorgt, ist nachvollziehbar. Viel geändert hat sich jedoch nicht.

Auch bisher beschränkte sich Canonicals Versprechen, für Ubuntu-LTS-Versionen (Long Term Support) fünf Jahre Sicherheitsupdates zu liefern, auf Software aus der Haupt-Paketquelle main. Für die Unmengen an Software, die aus dem Repository universe auf die Computer wandern, hat Canonical nie ein solches Versprechen abgegeben. Entweder hieß es, es sei die Aufgabe der Ubuntu-Community, für universe Updates bereitzustellen oder Ubuntu bemühe sich nach Möglichkeit, dies zu leisten ("best effort").

Viele Ubuntu-Nutzer scheinen zu ignorieren oder zu verdrängen, dass es für das universe-Repository keine Update-Garantie gab. Dabei betrifft das beliebte Programme wie Docker oder GIMP sowie – mit der Ausnahme von Gnome – alle Desktopumgebungen von Budgie über KDE Plasma Desktop bis Xfce.

Nun verspricht Canonical, zahlenden Kunden auch für Pakete aus universe Sicherheitsupdates auszuliefern. So what. Bei Red Hat gibt es nicht einmal ein ISO-Image, wenn man keinen Supportvertrag abschließt. Und bei Debian kümmert sich das Security-Team nach dem Release einer neuen Stable-Version nur noch gut ein Jahr um Oldstable. Den Support für gut weitere zwei Jahre versuchen engagierte Freiwillige des Debian-LTS-Teams zu stemmen.

Mich wundert hingegen, wie Distributionen, die Ubuntu als Unterbau nutzen, den Support leisten wollen. Beispielsweise bezieht Linux Mint fast alle installierten Pakete direkt von den Ubuntu-Servern. Die Releases-Webseite von Mint weist alle Releases als LTS-Version aus und nennt für Mint 21 Vanessa und Mint 21.1 Vera ohne Einschränkungen einen Support-Zeitraum bis 2027. Nachfragen dazu ließ das Mint-Team vor einem Jahr unbeantwortet. Man kann nur hoffen, dass begeisterte Mint-User stets auf das neueste Major-Release upgraden.

Updates schüttelt man sich nicht einfach aus dem Ärmel. Es ist zudem eine besonders mühselige Arbeit, Sicherheitspatches für uralte Programmversionen zurückzuportieren. Wer für jedes Nischenprogramm jahrelangen Support verlangt, muss sich fragen, wer diesen erbringen soll – und zu welchen Konditionen.

Ein Kommentar von Keywan Tonekaboni

Keywan Tonekaboni schreibt für die c't über Linux, Open Source und deren Communities. Er hat ein Faible für Nischen-Projekte, die sich aber nicht alle so lange halten wie seine Begeisterung. Zwischenzeitlich war er als Antidiskriminierungsberater in Sachsen-Anhalt tätig.

(dmk)