New Yorker Verkehrsbetriebe streiten um iPhone-Fahrplan

Die Metropolitan Transit Authority hat Apple aufgefordert, ein Programm aus dem App Store zu entfernen, über das Abfahrtszeiten von Zügen auf dem iPhone abgerufen werden können. Die Fahrplandaten unterlägen einem Copyright, heißt es bei der MTA.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Metro-North-Railroad-Zug

(Bild: MTA)

Die Metropolitan Transit Authority (MTA) von New York City hat Apple aufgefordert, eine Anwendung aus dem App Store zu entfernen, mit der sich Abfahrtszeiten von Nahverkehrszügen der zum MTA-Streckennetz gehörenden Metro-North Railroad auf dem iPhone abrufen lassen. Die Metro-North Railroad verbindet New York über fünf Linien mit dem nördlichen Umland und wird jährlich von über 84 Millionen Fahrgästen genutzt. Die New Yorker Verkehrsbetriebe machen geltend, dass die für die iPhone-Anwendung StationStops genutzten Fahrplandaten einem Copyright unterlägen und deshalb nur mit ausdrücklicher Zustimmung der MTA genutzt werden dürften.

Der Entwickler von StationStops, Chris Schoenfeld, erklärte gegenüber US-Medien, die MTA verlange unter anderem 10 Prozent seines Gewinns aus dem Verkauf des Programms über den App Store, das dort für 2,99 Dollar angeboten wird. Auch solle er 5000 Dollar als Vorschuss für künftige Lizenzgebühren zahlen. "Laut Copyright-Gesetz können öffentliche Daten wie die Abfahrtszeiten von Zügen aber gar nicht urheberrechtlich geschützt werden", sagt Schoenfeld, der den MTA-Forderungen nicht nachkommen will. Seinen Angaben zufolge sieht ein von der MTA vorgeschlagenes Lizenzierungsabkommen auch keine automatischen Updates der Fahrpläne für die iPhone-Anwendung vor.

"Ich müsste selbst in Erfahrung bringen, ob sich etwas geändert hat, und dann einen schriftlichen Antrag einreichen, damit ich irgendwann eine CD mit den neuen Daten erhalte", ärgert sich Schoenfeld. Gewinne erwirtschafte er mit dem StationStops-Programm sowieso nicht. MTA-Kunden mit Fahrplaninformationen zu versorgen, sei kein Geschäft, mit dem sich Geld machen lasse, verdeutlicht der New Yorker, sondern ein Service, den eigentlich die Verkehrsbetriebe anbieten müssten – "aber dieser Aufgabe werden sie nicht gerecht." Er jedenfalls habe noch keinen Cent mit StationStops verdient und könne dies auch belegen.

Keine Einwände haben die Verkehrsbetriebe im Übrigen gegen die gleichnamige StationStops-Seite im Internet, auf der identische Informationen veröffentlicht werden. Die MTA befördert mehr als zweieinhalb Milliarden Menschen pro Jahr und nimmt allein darüber rund 4,5 Milliarden Dollar ein. Im Geschäftsjahr 2008 beliefen sich die Gesamteinnahmen auf 8,2 Milliarden Dollar – die Ausgaben summierten sich hingegen auf 10,1 Milliarden Dollar. Gut möglich also, dass diese Zahlen (PDF-Datei) der Hauptgrund für die aktuelle Auseinandersetzung um ein kleines iPhone-Programm für 2,99 Dollar sind.

Streit um die Verwendung von Fahrplandaten für eine iPhone-Anwendung gab es zuletzt auch in Deutschland. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) untersagten dem Entwickler des kostenlosen Programms "Fahr-Info Berlin" die Verwendung eigener Streckenpläne, weil "BVG-Kartensubstanzen ohne Zustimmung oder Beteiligung der BVG in einer eigenen Anwendung im Internet angeboten und verbreitet" worden seien. Vorgebracht wurden auch mögliche Regressansprüche gegenüber der BVG, die Fahrgäste nach Falschauskunft stellen könnten. Kurze Zeit später sprang aber der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg in die Bresche und erlaubte dem Entwickler den Zugriff auf die eigene Fahrplandatenbank. (pmz)