Strom und Daten über fast beliebige Zweidrahtleitungen

Paarweise eingesetzte Mx2wire-Adapter sollen abgelegene LAN-Geräte wie Netzwerkkameras oder WLAN-Basisstationen über freie Adern in Telefonleitungen, Strom- oder Koax-Kabeln mit Energie und Daten versorgen.

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Mobotix, Spezialist für Netzwerkkameras, will das Anbinden abgelegener Netzwerkteilnehmer mit seinen Mx2wire-Adaptern erleichtern. Das können nicht nur die typischen Kandidaten wie LAN-Kameras oder WLAN-Basisstationen sein: Als Anwendungsbeispiel führt Mobotix auch das Nutzen einer alten Telefonleitung an, um dem Mieter der Einliegerwohnung Internet-Zugang über den eigenen DSL-Router zu gewähren.

Die Adapter funktionieren an Zweidrahtleitungen wie Telefonaderpaaren, Klingeldraht, Stromleitungsadern oder auch Koaxkabeln. Sie bestehen aber auf exklusive Nutzung, die Adern dürfen kein anderes Signal (Analogtelefonie, ISDN, Energie) tragen und müssen Gleichspannung durchlassen. Dann darf die Entfernung zwischen zwei Mx2wire-Geräten bis zu 500 Meter betragen. Je nach Distanz und Medium gehen typischerweise 15 bis 30 MBit/s netto, also auf Anwendungsebene, hinüber.

Auf einer Seite speist man den Mx2wire-Adapter über das LAN-Kabel per Power-over-Ethernet mit Energie, was einen PoE-Injektor oder PoE-Switch voraussetzt. Auf der anderen Seite liefert die Mx2wire-Gegenstelle bis zu 6,5 Watt an einen PoE-fähigen Abnehmer (PoE-Klasse 2). Das klappt indes mit Koaxkabeln und Signalleitungen niedrigen Durchmessers (0,6 mm) bis höchstens 50 Meter Leitungslänge. Für Stromkabel mit 1,5-mm2-Adern als Signalträger verspricht Mobotix Versorgung von Klasse-2-Abnehmern bis typischerweise 200 m. In der Praxis kommt es aber auf den Versuch an, schreibt der Hersteller, und garantiert keine Mindestwerte für Distanz, Datenrate oder Speiseleistung.

In den auch für Installation in Unterputzdosen vorgesehenen Adaptern steckt einem Handbuch-Foto zufolge ein ursprünglich für Datenübertragung über die Stromleitung (Powerline Communications, PLC) entwickelter Chip von Intellon, der mit maximal 85 MBit/s brutto arbeitet (HomePlug Turbo). Statt der bei PLC üblichen Schnittstelle zur Stromleitung hat Mobotix anscheinend ein eigenes Frontend entwickelt, um das breitbandige Datensignal (4 bis 21 MHz) auf die unterschiedlichen Leitungen zu koppeln und die PoE-Versorgung zu ermöglichen.

Ein Zweiersatz der Geräte soll für 400 Euro ab sofort erhältlich sein. Ein Paar herkömmlicher HomePlug-Turbo-Adapter kostet derzeit zwar nur etwa 60 Euro, leistet aber keine Energieversorgung der angeschlossenen Netzwerkgeräte. (ea)