c't 3003: Acht wirklich sinnvolle Anwendungen für ChatGPT

ChatGPT kann sinnlose Dinge, aber auch ein paar nützliche: Wir haben acht ganz konkrete Alltagsaufgaben zusammengestellt, die ChatGPT zuverlässig übernimmt.

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Lesezeit: 15 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

ChatGPT kann vieles noch nicht, aber einiges klappt zuverlässig: c't 3003 zeigt, welche acht (nervigen) Arbeiten ChatGPT übernehmen kann.

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

In diesem Video zeige ich euch, wie ihr mit ChatGPT in einer Sekunde eine Million Euro verdient. Ja, also diese Videos mit diesem Quatschversprechen habt ihr bestimmt auch schon gesehen. Euer freundlicher Nachbarschafts-YouTube-Channel c’t 3003 macht bei diesem Clickbait-Mist aber natürlich nicht mit, sondern zeigt euch ganz konkrete Sachen, die ihr mit ChatGPT machen könnt. Nämlich acht oft nervige Aufgaben, die ChatGPT für euch im Alltag erledigen kann. Reich werdet ihr damit natürlich nicht, aber dafür habt ihr mehr Zeit für Dinge, die euch mehr Spaß machen. Zum Beispiel: Fahrradfahren. Bleibt dran.

Ja, das halbe Internet redet nur noch von KI-Tools. Wir auch. Ich mein, klar, dass diese Sachen gewaltige Auswirkungen haben werden, das können wir uns mittlerweile wohl alle denken. Da ist es auch gar nicht so überraschend, dass die Auswirkungen von ChatGPT und zum Beispiel den ganzen Bildgenerierungstools sehr emotional diskutiert werden.

Einige Leute haben Panik, irgendwann ihren Job zu verlieren, manche haben Sicherheitsbedenken, andere machen sich über Fehler lustig, wieder andere sind einfach nur irritiert, wenn man sich so anschaut, was die vermeintlich schlaue neue Bing-Suche so fabriziert. Aber das alles ist zwar eine wichtige Diskussion, nur ist die Technik jetzt nun mal da, für alle benutzbar. Und deshalb dachte ich, dass wir uns mal ganz pragmatisch angucken, wo und wie und ob überhaupt ChatGPT euch im Alltag helfen kann.

Acht Aufgaben habe ich gefunden. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ihr vielleicht viel bessere Sachen wisst. Deshalb würde ich total super finden, wenn ihr in die Kommentare reinschreiben könntet, für was ihr ChatGPT schon im Alltag benutzt und vielleicht auch abonnieren, wenn ihr Bock habt, würden wir uns freuen.

Also Nummer 1: Urlaubsplanung

Fangen wir mal mit etwas an, was jeder von uns kennt: Reiseplanung. Das Reiseziel ist ausgesucht und jetzt muss man sich überlegen, was mache ich da eigentlich die ganze Zeit? Also, außer am Strand zu liegen. Gerade bei Städtetrips ist ChatGPT wirklich hilfreich. Ich tippe einfach mein Reiseziel und die Dauer in ChatGPT ein und schon bekomme ich einen Plan mit Sehenswürdigkeiten und Dingen, die ich unternehmen könnte. Alles schon sortiert und nach Tagen aufgeteilt.

Hier beim Hannover-Beispiel muss ich als Hannover-Sightseeing-Superprofi sagen: Die großen Highlights sind alle dabei und zusätzlich sogar so Dinge, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Also echt ganz gut. Aber bei jedem meiner Versuche, so eine Reiseplanung für Hannover zu machen, war ein Teil kompletter Unsinn. Also entweder einfach ausgedacht oder zumindest in Details falsch.

Hier zum Beispiel das Restaurant 11A gibt es und das ist auch echt nett, aber es befindet sich in einem klitzekleinen einstöckigen Häuschen und nicht im Lister Turm. Den gibt es zwar auch, aber der ist fast eine Stunde zu Fuß vom Restaurant 11A entfernt. Außerdem kann man in den Lister Turm auch nicht reingehen. Also das mit der tollen Aussicht, ja nee.

Und das Thema "ChatGPT erfindet Quatsch" werde ich für den Rest des Videos nicht mehr erwähnen. Das muss man immer mitbedenken. Das passiert jederzeit und kann jederzeit passieren. Und deshalb muss man alle Ergebnisse von ChatGPT immer manuell überprüfen. Vor allem, wenn es um was wirklich Wichtiges geht.

So, jetzt aber weiter beim Städtetrip-Plan. Natürlich kann ich ChatGPT auch noch bitten, bestimmte Attraktionen besonders zu berücksichtigen. Und das macht ChatGPT auch ganz ohne meckern. Es sei denn, ich frage jetzt zum Beispiel nach Coffeeshops in Amsterdam. Dann wird ChatGPT meckerig und weist mich darauf hin, dass Amsterdam auch ohne Kiffen eine schöne Stadt ist und sagt irgendwas von illegalen oder unethischen Aktivitäten. Nur sind Coffeeshops in Amsterdam halt legal? Okay, na gut.

Nächstes Thema Nummer 2: Briefe schreiben

Eine andere, etwas nervige Aufgabe, die die meisten von uns manchmal haben, ist das Schreiben von Briefen oder Mails. Wenn ich zum Beispiel meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio kündigen möchte, kann ich einfach in ChatGPT meine Mitgliedsnummer und den Namen des Studios schreiben und schon habe ich eine fertige und freundliche Kündigung. Ganz ehrlich, dieser Mail hier würde ich definitiv nicht anmerken, dass die kein Mensch geschrieben hat.

Auch im Arbeitskontext nimmt einem ChatGPT unliebsame Mails ab. Zum Beispiel, wenn man eine konkrete Ansage machen will im Team, dabei aber möglichst freundlich rüberkommen will und nicht wie so ein polternder Meckerheini. „Schreibe einen Brief an die Windows-Kollegen, in dem steht, dass sie zukünftig nur noch Linux benutzen dürfen.“

Was ich dabei sehr beeindruckend finde: ChatGPT formuliert nicht nur die von mir vorgegebenen Dinge, sondern bringt sogar von sich aus plausible Argumente dafür. In dem Linux-Beispiel unter anderem, dass Linux kostenlos ist, sicherer ist und so weiter und so weiter. Also wirklich nett und wirklich zeitsparend.

Nummer 3: Schule und Uni

Ja, also dass man ChatGPT natürlich super benutzen kann, um Hausarbeiten zu schreiben, ist ja klar. Das war eines der ersten populären Einsatzgebiete. Da gab dann zuerst ein bisschen Panik. "Oh nein, wie sollen wir jemals überprüfen, was eine KI geschrieben hat und was echte Menschen?"

Tja, und die Qualität der ChatGPT Ergebnisse wurde auch überprüft. ChatGPT hat zum Beispiel ein Medizineinstiegsexamen in den USA bestanden und auch eine MBA-Abschlussprüfung. Nur am bayerischen Abitur ist es gescheitert.

Naja, inzwischen ist auf jeden Fall die moderne Lehrmeinung, dass man ChatGPT lieber als Hilfsmittel im Unterricht einsetzen sollte und dort Fehler und Grenzen der Technik diskutiert, statt es einfach stumpf zu verbieten.

Interessant finde ich übrigens, dass nicht nur Schülerinnen und Schüler sich mit ChatGPT die Hausaufgaben einfacher machen können, sondern auch die Lehrkräfte. Ich weiß von mindestens einem Lehrer, der mit ChatGPT schon seinen Unterricht vorbereitet hat. Das geht nämlich auch. Ebenso wie Meetings oder andere Veranstaltungen kann man sehr gut vorbereiten mit ChatGPT. Einfach paar Stichwörter reinhauen, zack fertig.

Nummer 4: Bessere Prompts für Stable Diffusion bekommen

Der nächste Punkt ist zugegeben etwas spezieller und richtet sich an die Illustratoren oder Fotografen unter euch. Wenn ihr in einem Bildgenerator wie Stable Diffusion einen bestimmten Look nachstellen wollt, also zum Beispiel ein Bild von einer Eule, die so aussieht, als hätte sie Van Gogh als Selbstporträt gemalt, dann müsst ihr das Bild nicht selbst beschreiben.

Ihr könnt ChatGPT einfach fragen: „Gib mir die visuelle Charakteristik von Van-Gogh-Selbstportraits.“ Am besten auf Englisch, weil die Bildgeneratoren deutlich besser auf Englisch funktionieren. Ja, und was da rauskommt, ist zwar kein richtiger Prompt direkt für Stable Diffusion, aber ich kann mir da die Stichworte rausholen. Also sowas wie Bold, Brush Strokes etc.

Und klar, man könnte auch einfach den Namen Van Gogh im Prompt konkret nennen, aber durch den Umweg über ChatGPT bekommt man deutlich mehr Stellschrauben, an denen man drehen kann. Also zum Beispiel, wenn ich das Bild nicht als Ölgemälde, sondern beispielsweise als Aquarell haben will.

Nummer 5: Recherche

Fast egal, um welches Thema es geht, ChatGPT ist eine super Anlaufstelle, um etwas zu recherchieren und einen ersten Eindruck von einem Thema zu bekommen.

Wenn ich jetzt zum Beispiel etwas über Rasenmäherroboter erfahren möchte, dann wäre etwas Recherche Support super, denn ich habe keinen Garten und absolut keine Ahnung, was man bei Rasenmäherrobotern so beachten muss. Also frage ich einfach mal.

Okay, jetzt kenne ich zumindest ein paar Punkte, die wichtig sind, zum Beispiel die maximal mögliche Rasenfläche. Und dazu bekomme ich auch mehr Infos, wenn ich genauer nachfrage. Es geht da zum Beispiel um die Schnittbreite und nach ein wenig externer Recherche, scheint da auch durchaus was dran zu sein.

Und das ist hier auch der Punkt: Einfach eine Frage an ChatGPT stellen, so ins Blaue. Das ist meistens irgendwie lustig, aber in die Tiefe kommt man so nicht. Ihr solltet also immer auch den Kontext eures bisherigen Gesprächs nutzen. Bei der Recherche ist ChatGPT, so wie es jetzt ist, durchaus praktisch, wenn ihr einen ersten Einblick in ein Thema sucht und ein paar Anhaltspunkte braucht.

Nummer 6: Brainstorming

Aber auch fürs Brainstorming ist ChatGPT eine wirklich gute Hilfe, denn egal über welches Thema ihr euch Gedanken macht, ihr könnt es einfach bei ChatGPT eingeben und bekommt dann mehr oder weniger brauchbaren Text, der zum Beispiel Grundlage für ein echtes Brainstorming sein kann. Weil man kennt das ja auch oft, ist vor allem der erste Schritt der schwierigste. Und der wird einem dann von ChatGPT abgenommen.

Nummer 7: Korrektur lesen

Egal, ob du einen Liebesbrief oder einen YouTube Kommentar oder einen Blogpost schreibst, es kann immer passieren, dass sich irgendwo ein Fehler einschleicht. Und genau deshalb wäre es doch super, wenn du ab sofort jemanden an deiner Seite hättest, der jeden Text für dir nochmal Korrektur liest. Kann ChatGPT das?

Ich habe einfach mal eine fertige Meldung von der Tagesschau genommen und von ChatGPT auf Stil, Rechtschreibung und Grammatik prüfen lassen. Als Ergebnis kommt dann etwa sowas hier.

Ja, okay, ChatGPT konnte keinen groben Fehler finden, aber ein wenig Input kommt auch. Der Text könnte besser werden, mit verschiedenen Satzstrukturen und mehr Hintergrundinformation oder Zitaten. Könnte man bestimmt machen, aber bei einer kurzen Meldung erwartet auch niemand ein Feuerwerk an Stilmitteln, ganz im Gegenteil. Und Zitate sind halt sowieso schon drin.

Na ja, in diesem Fall klingt das Feedback von der KI eher nach recht generischen Hinweisen aus dem Schreibkurs. Und Fun Fact, wenn ich das Skript für genau dieses Video hier unter den gleichen Gesichtspunkten checken lasse, redet ChatGPT plötzlich Englisch. Das Problem haben wir schon öfter gesehen, weil Sprach-KIs offenbar oft intern hin und her übersetzen.

Dafür gibt es jetzt detaillierteres, inhaltliches Feedback, nach dem ich gar nicht gefragt habe. So richtig verlässlich scheint es mit dem Gegenlesen also noch nicht zu klappen, zumindest in deutscher Sprache. Ich mein, stellt euch mal vor, ihr fragt jemand nach Feedback zu einem Text und die Person redet plötzlich in einer anderen Sprache über Sachen, die ihr gar nicht wissen wollt. Da würdet ihr vermutlich einen Krankenwagen rufen. Wichtig ist nur auch hier, wenn die erste Antwort gaga ist, einfach mehr Kontext liefern durch eine weitere Nachfrage.

Etwas besser funktioniert es bei längeren Texten, wenn man mit einzelnen Absätzen arbeitet, aber eine wirklich kohärente Bewertung bekommt man so natürlich nicht. Was dafür sehr gut klappt mit ChatGPT sind einfache Textdienstleistungen, zum Beispiel dann, wenn ihr einen Text umschreiben, kürzen oder verlängern wollt. Wichtig ist nur, dass ihr genau sagt, was ihr wollt.

Prompts wie "Bitte mach diesen Text um 20 Wörter kürzer" oder "Bitte schreib diesen Text um in einen akademischen Stil" oder "Übertrage diesen Text in knappe Stichpunkte mit insgesamt unter 500 Wörtern Länge" oder auch "Mach aus diesem Text einen SEO-Text und baue das Keyword 'Rasenmäher' in angemessener Dichte ein“, könnte dann auch durchaus funktionieren. Je genauer der Prompt und je genauer der vorherige Gesprächsverlauf, desto besser. Und zack habt ihr den Input, den ihr braucht, um eure Deadline einzuhalten.

Nummer 8: Social-Media-Marketing

Und genau so kann man natürlich auch in anderen Bereichen vorgehen, zum Beispiel im Social Media Marketing. Da gibt es schon länger KI-Tools, die extra für solche Aufgaben optimiert sind, zum Beispiel Jasper. Dafür muss man allerdings ziemlich teure Abos abschließen und bekommt ein Tool, das in erster Linie Content erstellt.

Wenn man als Agentur Geld damit verdient, kann sich das lohnen. Bei kleinen Teams oder Freiberuflern ist das aber eher schwierig. Wäre doch eigentlich toll, wenn unser Allrounder ChatGPT das direkt übernehmen könnte.

Also versuchen wir mal, das in einen möglichst genauen Prompt reinzugießen. Darin sagen wir dann, was wir genau brauchen, was wir damit tun wollen und wie das Ganze aussehen soll. Zum Beispiel so: „Erstelle mir den Text für einen werblichen Post für einen Rasenmäherroboter, den ich auf Instagram posten kann. Bitte erstelle dazu auch eine Idee für das Visual.“

Oh ja, und das Ergebnis finde ich gar nicht mal so schlecht. Wir haben, ohne dass wir überhaupt danach gefragt haben, passende Emojis, Hashtags und ja, sogar die Visual-Idee ist zwar nicht unfassbar kreativ, geht aber klar. Ich bin jetzt überhaupt kein Marketing-Experte, aber das könnte man vermutlich schon fast so machen als Teil einer größeren Kampagne.

Wenn ihr also weniger textliches Gold sucht, sondern funktionalen Stoff braucht, dann kann das schon alles ganz gut funktionieren. Fazit: Ja, ChatGPT kann euch in vielen Bereichen schon wirklich weiterhelfen, aber es ist definitiv kein Wundermittel. Wer mit ChatGPT arbeiten will, muss ChatGPT auch richtig bedienen können und das ist doch eigentlich eine ganz gute Chance, denn wer sich jetzt die Skills drauf schafft und lernt, wie man damit arbeitet, muss vielleicht schon viel weniger Angst haben, morgen komplett von einem Browser-Tab ersetzt zu werden.

Ja und wenn ihr noch mehr dazu wissen wollt, mittlerweile gibt es sogar Webinare rund um die Frage, wie man KI-Tools pragmatisch für die Arbeit nutzen kann. Darunter auch eines von meinen Kollegen von der c‘t. Übrigens, das Ganze klappt manchmal auch wunderbar, wenn ihr wirklich kreativen Input braucht. Zum Beispiel ein Slogan für meine sensationelle Produktidee hier. Gib mir einen modernen, griffigen Slogan für einen Rasenmäherroboter, der beim Mähen Metal-Musik spielt. Ich geh jetzt mal zur Höhle der Löwen. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)