Roboterkonferenz HRI: Robotikforscher verweigern Zusammenarbeit mit der Polizei

Einhundert Robotikforscher wollen nicht mit Polizeibehörden zusammenarbeiten. Sie sehen einen möglichen Missbrauch der von ihnen entwickelten Robotertechnik.

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(Bild: daseaford/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Mehr als einhundert Robotikforscher haben bisher einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie sich gegen gemeinsame Projekte mit Institutionen der Polizei wenden. Die überwiegend an US-Universitäten tätigen Forscher verweisen auf rassistisch motivierte Tötungen von Bürgerinnen und Bürgern durch Polizisten in den USA und erkennen ein "erhebliches Risiko", dass die von ihnen mit entwickelte Technik missbraucht werden könnte. Die Initiatoren stellten die Initiative jetzt bei der Konferenz Human-Robot Interaction (HRI) vor.

Im Rahmen des Workshops "Inclusive HRI" beschrieb Tom Williams von der Colorado School of Mines, wie das Vertrauen in die US-amerikanischen Polizeibehörden insbesondere durch Ereignisse der jüngeren Vergangenheit unterminiert wurde. Gezielte Tötungen mithilfe von Robotern, die eigentlich der Untersuchung und Entschärfung von Sprengfallen dienen sollen, seien dabei die am meisten diskutierten Fälle des Missbrauchs von Robotertechnik. Neben dem Risiko einer Zunahme ungerechtfertigter Einsätze von Gewalt und Überwachungsmaßnahmen durch die Polizei, insbesondere gegen benachteiligte Minderheiten, gebe es aber noch andere Aspekte zu bedenken.

Im gemeinsam mit Kerstin Haring (Universit of Denver) verfassten Workshop-Paper werden weitere Risiken einer Zusammenarbeit von Forscherinnen und Forscher sowie Polizei genannt: Solche Kollaborationen könnten als Einverständnis mit den polizeilichen Aktivitäten gewertet werden und damit der Forschung schaden, indem insbesondere Angehörige von Minderheiten davon abgehalten werden, sich in diesen Disziplinen zu engagieren. Die soziale Schieflage könne sich dadurch noch weiter verschärfen.

Williams und Haring verweisen auf die historischen Ursprünge der Polizei, die im Nordosten der USA vornehmlich gegen Proteste eingewanderter Arbeiter und im Süden gegen Sklaven eingesetzt worden sei. "Die Geschichte der amerikanischen Strafverfolgung", heißt es auch im offenen Brief mit dem Titel "No Justice, No Robots", "hat ihre Ursprünge in grundlegend rassistischen Aktivitäten wie der Überwachung und Verfolgung von Sklaven und wird bis heute davon geprägt."

Williams und Haring wenden sich gegen die derzeitige Militarisierung der Polizeikräfte und argumentieren, dass die dafür erforderlichen finanziellen Mittel sinnvoller eingesetzt werden könnten zur Kriminalitätsverhütung, etwa durch die Förderung bezahlbarer Wohnungen, bessere Gesundheitsversorgung und Hilfen zum Lebensunterhalt. Forscher, die in Bereichen arbeiten, die eine Zusammenarbeit mit Polizeibehörden nahelegen, sollten sich überlegen, ob sich ihre Forschungsziele nicht auch mit anderen Partnern, etwa zivilen Rettungskräften oder Sozialarbeitern, erreichen lassen.

(olb)