Raumfahrt: Virgin Orbit unter finanziellem Druck – Betriebspause

Virgin Orbit stellt den Betrieb für eine Woche ein. Fast alle Mitarbeiter werden unbezahlt beurlaubt. Neue Finanzierung ist gesucht.

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(Bild: Virgin Orbit)

Lesezeit: 3 Min.
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Am Mittwoch informierten Führungskräfte von Virgin Orbit die Belegschaft, dass das Raumfahrtunternehmen eine einwöchige Betriebspause einlege und fast alle Mitarbeiter unbezahlt beurlaube. Die Pause soll dem Raketenbauer Zeit verschaffen, um nach Möglichkeiten für weitere Finanzierung des Betriebs zu suchen. Die Betriebspause beginnt heute, das berichtet CNBC und bezieht sich auf mit der Angelegenheit vertrauten Personen.

Ein Sprecher von Virgin Orbit bestätigte gegenüber CNBC, dass das Unternehmen eine Betriebspause einlege und in der kommenden Woche ein Update über den weiteren Betrieb Virgin Orbits geben werde. Zuvor teilte eine anonyme Quelle dem Nachrichtensender mit, dass kommenden Mittwoch oder Donnerstag weitere Informationen über die Arbeitsniederlegung und Finanzierungssituation folgen würden.

Den freigestellten Mitarbeitern wurde demnach angeboten, in der Woche der Betriebspause bezahlten Urlaub (PTO – Paid Time Off) zu nehmen. Auch die Gehaltsabrechnungen sollen ebenfalls um eine Woche verschoben werden.

Die Aktie von Virgin Orbit fiel demzufolge im Handel nach Börsenschluss am Mittwoch um etwa 33 Prozent auf 1,01 Dollar pro Aktie. Die finanziellen Probleme hängen offenbar auch mit dem gescheiterten Raketenstart im Januar zusammen. Das Unternehmen wollte neun kleine Satelliten im All aussetzen – am Ende scheiterte der Versuch nach eigenen Angaben aufgrund einer "Anomalie". Die mit den Satelliten bestückte Rakete LauncherOne startet zunächst ohne Komplikationen vom Trägerflugzeug "Cosmic Girl", einer modifizierten Boeing 747. Später kam es zu einer Panne – die Rakete verfehlte die erforderliche Umlaufbahn und stürzte ins Meer. Die Satelliten seien dabei ebenfalls zerstört worden.

Was genau die Anomalie hervorrief, ist bislang nicht bekannt. Berichten zufolge habe das Problem ein gelöster Treibstofffilter verursacht, was wiederum zu einer Überhitzung eines Triebwerks führte. Gegenüber CNBC erklärte ein Sprecher von Virgin Orbit, dass die internen Untersuchungen fast abgeschlossen seien und sich die nächste Rakete mit den erforderlichen Modifikationen bereits in der Endphase der Tests befinde.

Bis Mittwoch habe das Unternehmen noch keinen Termin für die Bekanntgabe der Ergebnisse des vierten Quartals 2022 genannt, berichtet CNBC weiter.

Virgin Orbit ist Teil der Virgin Group – einem britischen Mischkonzern, der 1970 von dem Milliardär Richard Branson gegründet wurde und unter anderem in den Bereichen Luftfahrt, Telekommunikation, Hyperloop und Musik (Virgin Records) tätig ist. Geleitet wird Virgin Orbit von Dan Hart, dem ehemaligen Vizepräsidenten für Regierungssatellitensysteme bei Boeing. Virgin Orbit wurde 2017 gegründet, um die Entwicklung der LauncherOne-Rakete von dem auf Weltraumtourismus fokussierten Unternehmen Virgin Galactic zu trennen.

Auch bei Virgin Galactic läuft nicht alles rund. Zwar schaffte es Richard Branson im Jahr 2021 noch vor Amazon-Gründer Jeff Bezos in den Weltraum, allerdings musste das Unternehmen zwei Jahre in Folge seine geplanten kommerziellen, suborbitalen Passagierflüge auf dieses Jahr verschieben.

(bme)