ICANN: Whois ade, hello Registration Data Request Service

Aus Datenschutzgründen können seit einiger Zeit Whois-Daten nicht mehr einfach abgefragt werden. Die ICANN will nun ein neues Verfahren testen.

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(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
Inhaltsverzeichnis

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) will noch in diesem Jahr ein zentrales System für die Weitergabe von Domain-Inhaberdaten testen. Es wird aber nicht das ursprünglich geplante System for Standardized Access/Disclosure (SSAD) sein, das war den privaten Namensverwaltern zu teuer. Der Betrieb hätte pro Jahr schätzungsweise über 100 Millionen US-Dollar gekostet. Auf dem 76. ICANN-Treffen in Cancun haben die privaten Netzverwalter ein Pilotprojekt für das System Registration Data Request Service (RDRS) angekündigt, das leichtgewichtiger und günstiger sein soll.

Zwei Jahre soll das RDRS für Behörden kostenlos sein und auf Herz und Nieren geprüft werden. Dann soll die Entscheidung über SSAD noch einmal bewertet werden. Beide kommen als Nachfolgesystem für die früher öffentlich zugänglichen Whois-Datenbanken von Registraren infrage. Diese waren zum Unwillen von Strafverfolgern und Rechteinhabern nach jahrelangem Streit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zum Opfer gefallen.

RDRS ist beispielsweise sparsamer, weil darauf verzichtet wird, die auf das System anfragenden Strafverfolger zu authentifizieren. Die Aufgabe, hier keinen Betrügern auf den Leim zu gehen, fällt an die Registrare zurück.

Auch soll die RDRS-Plattform nur als Drehscheibe dienen, um die Anfragen nach den Inhabern von Domains unter den rund 1500 generischen Top Level Domains (gTLDs) durchzureichen. Die Registrare sollen entscheiden, welche Anfragen sie auf Basis des eigenen Landesrechtes beantworten können und dürfen. Noch unklar ist, ob Gründe für die Ablehnung einer Anfrage registriert und dem leer ausgehenden Strafverfolger zurückgespielt werden. Das könnte die Entscheidung für die Behörden nachvollziehbar und das System vertrauenswürdiger machen, meint Thomas Rickert, Anwalt des Verbands der Internetwirtschaft eco in Cancun.

Auch zu Zwecken der Qualitätssicherung wäre es gut, abgelehnte Anfragen auszuwerten, argumentierte Sarah Wyld, Policy and Privacy Manager des Registrars Tucows. "Wenn Anfragen in signifikanter Menge abgelehnt werden, weil sie die für die Beantwortung notwendigen Informationen nicht enthalten, könnte das auf einen Fehler im System hinweisen."

Wichtig wäre für Wyld auch eine Statistik darüber, wie viele Anfragen die Nutzer des Systems stellten. Bei Tucows entfielen 49 Prozent der seit 2018 geloggten 5.000 Anfragen auf das Markenschutz-Unternehmen AppDetex, das im Auftrag eines Kunden handele.

Eine andere Baustelle der privaten Netzverwaltung ist die Suche nach einem neuen CEO und Präsidenten. Der bisherige Geschäftsführer, der ehemalige schwedische Telekomregulierer Göran Marby hatte Ende des Jahres seinen noch 18 Monate laufenden Vertrag vorzeitig gekündigt.

Auf einem Plenum der angereisten Domainbranche, Zivilgesellschaft und Techniker hoben viele Teilnehmer neben der Bereitschaft, ICANN offener gegenüber neuen Ideen und Communities aufzustellen, vor allem diplomatisches Geschick als zentrale Qualität des nächsten CEO und Präsidenten hervor. Marby war für seine teilweise recht konfrontative Art berüchtigt. Aktuell ist eine weibliche Doppelspitze am Ruder: mit der neuen Vorsitzenden des Vorstands, Tripti Sinha, CTO der University of Maryland, und der als Interimsgeschäftsführerin eingesetzten Sally Costerton.

(anw)