Blauer Engel für Netbooks

Netbooks können ab sofort mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" ausgezeichnet werden. Sie müssen dafür Ansprüche erfüllen, denen nicht alle aktuellen Geräte gerecht werden.

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Der Blaue Engel - bald auch auf Netbooks

Netbooks können ab sofort von der RAL gGmbH mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" ausgezeichnet werden. Die RAL-ZU 135 fasst unter dem Begriff "Netbooks" tragbare Kleincomputer mit einem Display von mindestens 7 Zoll Diagonale zusammen, deren Tasten in einem Abstand von mindesten 13 mm zueinander liegen. Nicht in diese Kategorie fallen demnach Mobiltelefone, Smartphones, MDAs oder PDAs. Vor einiger Zeit hatte die RAL bereits Projektoren als zertifizierbare Gerätekategorie aufgenommen.

Die Jury des Umweltzeichens achtet bei der Vergabe natürlich insbesondere auf den Energiebedarf: Ein zertifiziertes Gerät muss die Anforderungen des Energy-Star-Programms für PCs mindestens in der Notebook Kategory A einhalten. Im Klartext bedeutet dies unter anderem, dass der jährliche Energiebedarf des Netbooks 40 kWh nicht überschreiten darf. Es muss sich über den eingebauten Ausschalter mit Suspend-to-Disc (S4) oder Soft-Off (S5) abmelden und zusätzlich mindestens Suspend-to-RAM oder einen vergleichbaren ACPI-Modus unterstützen. Letzterer muss automatisch aktiviert und das Display dabei abgeschaltet werden, wenn am Netbook eine Zeit lang nichts passiert – per default soll nach 30 Minuten der sleep-Modus aktiviert und die Display-Deaktivierung im Werk auf 15 Minuten Inaktivität gestellt werden. Dies entspricht im Groben den default-Einstellungen unter Windows.

Netbooks können sich ab sofort mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" schmücken - sofern sie die Vergabekriterien einhalten

Für eine Zertifiziereung müssen die Hersteller die Einhaltung der Anforderungen bestätigen und die Leistungsaufnahme in den möglichen Betriebszuständen sowie den Energiebedarf pro Jahr bei der Vergabestelle RAL gGmbH angeben. Und sie müssen diese Werte auch in den beigelegten Produktinformationen nennen, sodass sie auch für Endanwender sichtbar sind.

Die Leuchtdichte der Displays muss einstellbar sein und mindestens 150 cd/m2 erreichen – das schaffen nicht alle Netbooks. So scheitern daran beispielsweise einige EeePCs von Asus. Außerdem müssen die Hersteller auf zertifizierte Geräte mindestens zwei Jahre Garantie geben – auch dies ist nicht in jedem Fall üblich.

Der Arbeitsspeicher im Gerät muss erweiterbar oder austauschbar sein, was nicht bei jedem Netbook der Fall ist. Die Geräte müssen mindestens zwei USB-Ports und einen Monitoranschluss besitzen; diese Ausstattung ist für Netbooks üblich. Außerdem müssen die Hersteller dafür sorgen, dass bestimmte Ersatzteile mindestens fünf Jahre nach Produktionseinstellung für mögliche Reparaturen verfügbar sind. Gemeint sind hier Ersatzteile, die typischerweise im normalen Betrieb ausfallen können – insbesondere Akkus, weniger beispielsweise der Prozessor.

Ein Netbook mit dem Blauen Engel muss für Recyclingzwecke leicht zerlegbar sein. Sein Kunststoffgehäuse darf weder krebserzeugende noch erbgutschädigende oder fortpflanzungsgefährdende Stoffe enthalten und auch keine halogenhaltigen Polymere – zumindest nicht in prozesstechnisch unvermeidbaren Mengen. Als Displaybeleuchtung kommen im Prinzip nur LEDs in Frage, da sie anders als Kaltkathodenstrahler (CCFLs) kein Quecksilber enthalten – letzteres ist in zertifizierten Netbooks tabu, kommt in aktuellen Geräten bisher aber ohnehin nicht zum Einsatz. Auch der verwendete Flüssigkristall darf weder toxisch (gemäß der Richtlinie 67/548/EWG) sein noch krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend. (uk)