Avaya erhält Zuschlag für Übernahme von Nortel-Geschäftsbereichen

Für 900 Millionen US-Dollar soll Avaya das globale "Enterprise Solutions Business" (Geschäftskunden-Segment) sowie die "Nortel Government Solutions" (Behörden-Segment) übernehmen. Auch der 3D-Voice-Spezialist DiamondWare gehört künftig zu Avaya.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der US-amerikanische Telekommunikationskonzern Avaya hat den Zuschlag für den Kauf mehrerer Geschäftsbereiche des unter Gläubigerschutz stehenden kanadischen Netzwerkausrüsters Nortel Networks erhalten. Für 900 Millionen US-Dollar soll Avaya danach das globale "Enterprise Solutions Business" (Geschäftskunden) sowie die "Nortel Government Solutions" (Behörden) übernehmen. Auch der erst im vergangenen Jahr in den Nortel-Konzern eingegliederte 3D-Voice-Spezialist DiamondWare wird laut einer Unternehmensmitteilung künftig zu Avaya gehören. Firmenangaben zufolge stellen die Amerikaner zusätzlich 15 Millionen Dollar für Mitarbeiter-Programme (Employee Retention) zur Verfügung.

Avaya, das vor zwei Jahren für 8,2 Milliarden US-Dollar von den Private-Equity-Unternehmen Silver Lake Partners und TPG Capital übernommen worden war, setzte sich in einem Bieterverfahren unter anderem gegen Siemens Enterprise Communications durch, das ebenfalls am Geschäftskunden-Segment von Nortel interessiert war. Laut Wall Street Journal (WSJ) sind über achtzig der hundert größten Firmen in den USA Kunden von Nortel. Mit der Übernahme, die noch von den zuständigen Kartellbehörden und den involvierten Insolvenzgerichten in den USA und Kanada abgesegnet werden muss, würde Avaya zur Nummer 1 unter den Anbietern von TK-Unternehmenslösungen in Nordamerika aufsteigen.

Laut WSJ käme Avaya zusammen mit dem Geschäftskunden-Bereich von Nortel künftig auf einen Marktanteil von 27 Prozent (vorher 17 Prozent) und würde damit Cisco überholen, das den Angaben zufolge 21 Prozent des nordamerikanischen Marktes beherrscht. Kleinere Anbieter wie die in St. Louis ansässige Sotel Systems warnen bereits davor, dass bei einer Genehmigung des Nortel-Avaya-Deals ein Duopol im Segment der Telekommunikationslösungen für Unternehmen entstehe, das letztlich zu weniger Wettbewerb und höheren Preisen führe. Avaya soll sich vertraglich zugesichert haben, dass man von dem Geschäft zurücktreten könne, sollten die Kartellbehörden den Verkauf einzelner Geschäftsbereiche zur Bedingung für eine Übernahmegenehmigung machen.

Nortel Networks würde mit dem Verkauf des Geschäftskunden- und des Behörden-Segments unterdessen weiter skelettiert. Im Juli hatte der einst größte Netzwerkausrüster Nordamerikas bereits sein Geschäft mit Mobilfunk-Equipment für Netze nach dem CDMA-Standard (Code Division Multiple Access) und die nächste Mobilfunkgeneration LTE (Long Term Evolution) für 1,13 Milliarden US-Dollar an Ericsson verkauft. Laut Wall Street Journal soll das Unternehmen zudem den Verkauf seiner Optik-Sparte sowie des Geschäfts mit IP-Telefonielösungen für Netzbetreiber vorbereiten. Nortels Quartalsumsatz ging zuletzt um 25 Prozent auf knapp zwei Milliarden Dollar zurück. Unter dem Strich stand ein Nettoverlust in Höhe von 274 Millionen Dollar, dem das Unternehmen 130 Millionen Dollar Restrukturierungskosten zurechnete. (pmz)