Zippyshare verabschiedet sich

Der Filehosting-Dienst Zippyshare gibt nach 17 Jahren auf. 45 Millionen Besuche pro Monat bringen zu wenig Geld ein. Das Problem: Adblocker.

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(Bild: Sashkin/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Nach fast 17 Jahren im Netz wird der Filehosting-Veteran Zippyshare Ende des Monats seinen Betrieb einstellen. Das berichtete der BitTorrent-Blog TorrentFreak am Montag.

Laut den Betreibern von Zippyshare habe sich die Plattform im Laufe der Jahre kaum verändert und sei nun "ein Dinosaurier", dessen Betrieb in einer Welt, in der Werbeblocker weit verbreitet sind, zu viel kostet, schreibt TorrentFreak.

Zippyshare war 2006, also noch in der Vor-iPhone-Ära gegründet worden. Der Erfolg des Dienstes beruhte auf einem soliden, aber grundlegenden Fundament: einfaches Hosten von Dateien über eine übersichtliche Benutzeroberfläche zum Nulltarif für die Nutzerinnen und Nutzer. In den Anfangsjahren hatte Zippyshare großen Erfolg. Zum ersten Geburtstag wurde die Dateigrößenbeschränkung auf 100 MB erhöht. Später brachte Zippyshare, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, den Zippyshare Uploader auf den Markt, eine Softwareanwendung, die es den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichte, Dateien hochzuladen, ohne einen Webbrowser zu verwenden.

Die Bekanntgabe der Schließung der Website am Wochenende durch die Betreiber von Zippyshare war die erste Aktualisierung der Website seit fast fünf Jahren. "Wir haben beschlossen, das Projekt zum Ende des Monats einzustellen. Bitte erstellen Sie Sicherungskopien Ihrer wichtigen Dateien, Sie haben etwa zwei Wochen Zeit, dies zu tun. Bis dahin wird die Seite ohne Änderungen weiterlaufen", heißt es in der Ankündigung.

Neben Hardware-Upgrades erhielt Zippyshare im Laufe der Jahre auch sichtbare Aktualisierungen, aber im Großen und Ganzen blieb die Benutzeroberfläche weitgehend gleich. Gegen den zunehmenden Wettbewerb und die Entwicklungen auf dem Filehosting-Markt geriet Zippyshare aber immer mehr ins Hintertreffen.

"Seit 2006 sind wir in unveränderter Form auf dem Markt, d.h. als werbefinanziertes/kostenloses Filehosting", so Zippyshare weiter. Und direkt an die Nutzerinnen und Nutzer gewandt: "Allerdings haben Sie uns über die Jahre immer weniger besucht, da die wohl sehr einfache Formel unseres Angebots langsam ausgereizt ist. Ich vermute, dass alle konkurrierenden Anbieter von Dateispeicherdiensten auf dem Markt besser aussehen, eine bessere Leistung und mehr Funktionen bieten. Einen Dinosaurier wie uns braucht niemand mehr."

Dabei hat Zippyshare in der Vergangenheit schon einige schwierige Zeiten durchgemacht. Während die Plattform die Schließung von Megaupload überlebte, sank das Verkehrsaufkommen in den folgenden Jahren vor dem Hintergrund von Urheberrechtsbeschwerden durch Akteure der Unterhaltungsindustrie. Immer wieder kam es zu Beschwerden von Rechteinhabern und Strafzahlungen. Bis heute haben Rechteinhaber denmnach die Entfernung von mehr als 14,5 Millionen Zippyshare-URLs beantragt.

Im Jahr 2019 sperrte Zippyshare Nutzerinnen und Nutzer u.a. in Deutschland aus. Die Gründe für die Sperre blieben unbekannt. Auch Nutzerinnen und Nutzer in Großbritannien oder Spanien waren betroffen. Wahrscheinlich spielten Urheberrechtsprobleme eine Rolle.

Adblocker beschleunigen das Aus

Trotz allem wird die Zippyshare-Webseite noch immer jeden Monat von rund 45 Millionen Nutzerinnen und Nutzern besucht. Zippyshare.com gehört heute laut TorrentFreak weiterhin zu den eintausend meistbesuchten Domains im Internet. Das Problem ist, dass die Nutzerinnen und Nutzer bei dem kostenlosen Dienst die Werbung blockieren. Für Webseiten wie Zippyshare sei das fast eine Garantie für eine Abwärtsspirale, die durch die steigenden Energiekosten noch verschärft wird.

"Sicher, wir alle benutzen [Adblocker], aber sie nehmen dem Eigentümer der Seite jegliche Kontrolle über die Seite. Schließlich kommen wir an einen Punkt, an dem ein Teufelskreis beginnt: Um die Server-Infrastruktur zu finanzieren, ist man gezwungen, immer mehr Werbung zu schalten, woraufhin die Nutzer immer mehr Adblocker aktivieren und wir an einen Punkt wie heute gelangen", so die Bertreiber von Zippyshare. "Im letzten Jahr sind die Strompreise um das 2,5-fache gestiegen, was bei einer großen Anzahl von Servern zu einem erheblichen Kostenanstieg führt, den wir nicht ausgleichen können. Es gibt noch eine ganze Reihe kleinerer Gründe [für die Schließung], aber darüber könnten wir ein Buch schreiben, das wahrscheinlich niemand lesen möchte. Kurz gesagt: Wir können es uns nicht mehr leisten, die Website aufrechtzuerhalten.”

(akn)