Besserer Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen für Entwicklungsländer

Zusammen mit Wissenschaftsverlagen hebt die WIPO ein Programm aus der Taufe, das Entwicklungsländern konstegünstigen Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlchungen ermöglichen soll.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die World Intellectual Property Organisation (WIPO) stellt am heutigen Donnerstag in Genf einen Dienst vor, der Entwicklungsländern einen kostengünstigen oder sogar kostenfreien Zugang zu wissenschaftlichen Veröffentlichungen ermöglicht. Für das Programm "Access to Research for Development and Innovation" (aRDI) arbeitet die WIPO nach eigenen Angaben mit prominenten Wissenschaftsverlagen zusammen. Pate standen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und weitere UN-Organisationen, die bereits ähnliche Projekte haben.

aRDI soll insbesondere den ärmsten Ländern der Welt die Integration in die globale Wissensgesellschaft erleichtern, heißt es in einer Pressemitteilung der WIPO anlässlich der zweitägigen Konferenz zur "strategischen Nutzung des Geistigen Eigentums" (IP) für Entwicklungsländer. Schon lange kritisieren Entwicklungsländer und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen, dass hohe Kosten beim Zugang zu wissenschaftlich-technischen Veröffentlichungen das Ungleichgewicht zwischen den an Patent- und Urheberrechten reichen Industrieländern und den "IP-Habenichtsen" zementieren.

Mit aRDI wollen WIPO und Verlage auf diese Kritik reagieren. Damit kamen sie auch einer Forderung der "entwicklungspolitischen Agenda" der WIPO nach. WIPO-Generalsekretär Francis Gurry erklärte in einer Pressemitteilung, das Programm ergänze Bemühungen der WIPO, den Zugang zu Patentinformationen zu verbessern. Dafür hat die WIPO den PATENTSCOPE-Dienst eingerichtet. Applaus für aRDI kam von verschiedenen Verlagsvertretern, in deren Stellungnahme sich allerdings auch nachlesen lässt, dass der erleichterte Zugang "für eine bestimmte Art von Publikationen" gilt. Nach Auskunft haben die zwölf aktuell beteiligten Verlage die Sondernutzungsrechte für 66 Zeitschriften zugesagt. Beide Zahlen würden hoffentlich noch steigen.

Trotz entwicklungspolitischer Agenda und neuer Debatten über das Spannungsverhältnis von geistigem Eigentum (IP) und öffentlichen Aufgaben wie der Versorgung mit Medizin und Nahrungsmitteln gibt es immer noch Kritik am Kurs der WIPO. Der indische Journalist Ravi Kanth warnte in einem Kommentar kürzlich vor neuen Extrempositionen bei der WIPO. Generalsekretär Gurry steuere in Richtung neuer Normen und einer härteren Durchsetzung des IP-Schutzes. Bei entwicklungspolitischen Themen sei dagegen wenig Bewegung. (Monika Ermert) / (vbr)