TikTok-Chef will "Missverständnisse" noch vor der US-Anhörung aufklären

Vor der Anhörung beim US-Kongress adressiert der CEO Bedenken von Kritikern der App. TikTok halte und schütze Daten in den USA, Sperre würde US-Firmen schaden.

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App-Icons Wechats und Tiktoks auf einem Handybildschirm, dahinter die Flagge der Volksrepulik China

(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

TikTok-Chef Shou Chew wird sich am heutigen Donnerstag Fragen von Abgeordneten des US-Kongresses stellen. Es soll um die Sicherheit der Daten von Amerikanern auf der Kurzvideo-Plattform sowie den Schutz von Kindern gehen. In den USA ist unter Verweis auf Sorgen um die Datensicherheit ein Verbot der App im Gespräch. Im Vorfeld der Anhörung hat Chew in einer umfangreichen Erklärung schriftlich viele Vorwürfe als unbegründet zurückgewiesen, insbesondere die Verbindungen zu China über den Dachkonzern Bytedance.

So verweist Chew darauf, dass TikTok Hauptsitze in Los Angeles und Singapur habe, woher auch er selbst stammt. Zwar gehöre TikTok zum Bytedance-Konzern, aber dieser befinde sich zu rund 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren. Kritiker kontern, dass die chinesischen Gründer bei einem Anteil von 20 Prozent die Kontrolle dank höherer Stimmrechte hielten und Bytedance eine große Zentrale in Peking habe.

Doch Chew betont, dass TikTok kein Agent Chinas oder irgendeines anderen Landes sei. TikTok sei ein globales Unternehmen und habe zu keinem Zeitpunkt Daten an China übermittelt. Das habe eine unabhängige Untersuchung der Sicherheitsforscher des Citizen Labs 2021 bestätigt. TikTok habe keinen Kontakt zu Servern in China. Stattdessen würde TikTok im Rahmen des "Projekt Texas" die Daten von US-Nutzern in den USA halten und arbeite dabei eng mit Oracle zusammen.

Die schriftliche Erklärung Chews geht auch auf die jüngsten Spionagevorwürfe ein. Das US-Justizministerium und die Bundespolizei FBI ermitteln laut übereinstimmenden Medienberichten wegen möglichen Ausspähens von Journalisten gegen Bytedance. TikTok hatte erklärt, dass es sich dabei um das Vorgehen Einzelner gehandelt habe. Chew verurteile dieses Fehlverhalten aufs Schärfste. TikTok führe eine Untersuchung mit einer externen Anwaltskanzlei durch und habe die Behörden entsprechend unterrichtet.

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Hinsichtlich individuellen Datenschutzes betont Chew, dass TikTok seine Nutzer nicht überwache. Im Gegensatz zu vielen anderen Apps erfordere TikTok bei der Registrierung keinen richtigen Namen und auch keine Angaben zu Beschäftigungs- oder Beziehungsstatus. Die aktuelle Version TikToks sammle zudem keine präzisen oder ungefähren GPS-Informationen von US-Nutzern.

Chew erklärt auch, dass TikTok in den USA eine große Bedeutung sowohl in der Gesellschaft als auch wirtschaftlich habe. Die App habe inzwischen mehr als 150 Millionen Nutzer in den USA und werde auch von vielen kleinen und mittleren Unternehmen für ihr Geschäft eingesetzt, die ihre Reichweite durch Kurzvideos vergrößern und Kunden gewinnen würden. Zwar repräsentiere die USA nur 10 Prozent der globalen TikTok-Community, aber sie generieren 25 Prozent aller Views weltweit.

Trotzdem wird sich Chew in der heutigen Anhörung vor allem den Fragen zu TikToks Verbindungen zu Bytedance und China stellen müssen. In einer Anhörung des US-Senats im September 2022 hatte TikToks Chief Operating Office Vanessa Pappas die Abgeordneten frustriert, wie Engadget berichtet, da sie auf Fragen mehrfach wiederholte, dass Bytedance kein chinesisches Unternehmen sei. Wie Chew ähnliche Fragen heute beantwortet, könnte die Zukunft TikToks in den USA maßgeblich beeinflussen.

(fds)