Vom Internet- zum XML-Explorer
Hersteller Microsoft hat seinem Internet Explorer eine Fortbildung zur Extensible Markup Language XML spendiert.
Hersteller Microsoft hat seinem Internet Explorer eine Fortbildung zur Extensible Markup Language XML spendiert. Zwar vermag der Browser mit dem Kürzel IE schon längst XML-Dateien zu interpretieren und diese ähnlich wie ein Programmeditor darzustellen, wenn er keine konkreten Layoutvorgaben in Form von Cascading Stylesheets (CSS) oder Transformationsdateien gemäß der Extensible Stylesheet Language (XSLT) vorfindet. Doch mit den kostenlos zu bekommenden Internet Explorer Tools for Validating XML and Viewing XSLT Output macht Microsofts Browser nun einen zaghaften ersten Schritt zum XML-Entwicklerwerkzeug: Nach der Installation zweier INF-Dateien wächst das Kontextmenü, das nach einem Rechtsklick auf eine im Browserfenster geöffnete Datei erscheint, um die zusätzlichen Funktionen Validate XML und View XSL Output.
Während die erste Option den Quelltext der geöffneten Datei auf XML-Syntaxfehler abklopft und diese im Zweifelsfall zusammen mit der Zeilennummer des ersten erkannten Fehlers ausgibt, füllt die andere Funktion ein neues Browserfenster mit HTML-Quelltext. Hier erscheint das Ergebnis, das beim Parsen einer XML-Datei und dem Auswerten einer dort womöglich erwähnten XSLT-Datei zu Stande kommt und das der Browser normalerweise direkt, also ohne den Umweg über eine eigene Quelltext-Ansicht in seine Rendering-Engine einspeist.
Viel musste der IE für diese Fähigkeiten übrigens gar nicht dazu lernen: Beide Routinen des Toolkits verlassen sich auf kurze Javascript-Schnipsel, die ihrerseits die bereits vorhandene Bibliothek MSXML mit dem XML Document Object Model (XMLDOM) nutzen. Theoretisch könnten auch andere Web-Betrachter die beschriebenen Routinen verwenden, wenn auch erst die erwähnten INF-Dateien durch ein paar IE-spezifische Registry-Einträge dafür sorgen, dass sich die Funktionsaufrufe so bequem aus dem Kontextmenü absetzen lassen.
Immerhin liefert der Redmonder Software-Riese, der nicht erst seit letztem Jahr für XML trommelt, hiermit neben dem kommenden Microsoft Office 2003 ein Beispiel, welche Bedeutung er der neuen Web-Sprache beimisst, und bis wohin die Anwender-Erwartungen zur Realität werden könnten. XML-Exporten der neuen Office-Suite kann man durchaus -- mit gebührlichem Aufwand -- alle Inhaltselemente entlocken. Wer Zwischenüberschriften oder Verfasser eines MS-Office-Dokuments automatisch erfassen will, dürfte künftig auch ohne die Original-Erstellerprogramme zurechtkommen. Doch mit dem Layout ist das schon anders: Auch wenn es ein Viertel größer ist als die entsprechende DOC-Datei, enthüllt ein mit Word erstelltes XML-Dokument zunächst keinen besonders reichen Content: Um Überschriften fett und Fußnoten kursiv zu setzen, muss man entweder auch in Zukunft Microsoft Office bemühen, oder man schreibt sich im Schweiße seines Angesichts eine eigene XSLT-Datei, deren Ergebnis dann vielleicht so ähnlich aussieht wie unter Word. (hps)