Festival der Geodaten

Der Einsatz von GPS in Freizeit und Sport boomt: Das GPS Festival in Essen verzeichnete am ersten Tag rund 10.000 Besucher.

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Von
  • Achim Barczok

Mit Sportaktivitäten, Geocaching-Meisterschaften und der Ausstellung von GPS-Produkten und -Dienstleistungen findet an diesem Wochenende das erste GPS Festival in Essen statt. Auf dem Gelände des stillgelegten Steinkohlebergwerks Zeche Zollverein in Essen können Besucher am Samstag und Sonntag Workshops besuchen, GPS-Geräte testen und auf die Suche nach versteckten Geocaches gehen.

Festival der Geodaten (8 Bilder)

Probe für das Finale. Ein Mitarbeiter des Organisationsteams testet den "Swing", eine von sechs Stationen bei den Geocaching Masters. (Bild: Till Gottbrath / GPS Festival)

Mit dem Festival wollen der Veranstalter Sportfaktor, eine Agentur für Sportmarketing, sowie Titelsponsor und GPS-Gerätehersteller Garmin eine Plattform für die Nutzer von GPS im Outdoor-, Fitness- und Sportbereich schaffen. "Bei GPS handelt es sich nicht nur um Navigation", betonte Andrew Silver, Produktmanager bei Garmin für den Bereich Outdoor/Fitness. Tausende Sportler, so Silver, nutzten GPS für ihr Training, Mountainbiker und Bergsteiger planten und dokumentierten ihre Routen mit Geodaten und Familien gingen am Wochenende mit GPS-Empfängern auf die Suche nach Geocaches. Dabei spielt der Verkauf von Outdoor-Navis, GPS-Uhren und Fahrradcomputern inzwischen eine wichtige Rolle beim GPS-Geschäft, so der kaufmännische Geschäftsführer von Garmin, Kevin Rauckmann. Auch wenn GPS-Empfänger in Automobilen nach wie vor mit 65 Prozent den Großteil der verkauften Einheiten für den weltweiten Marktführer für portable Navigationsgeräte im zweiten Quartal 2009 ausmachten, so hätten sich Outdoor- und Fitnessgeräte mit 16 Prozent der verkauften Einheiten als feste Größe etabliert.

N 51° 29.250, E 007° 02.650 sind geographische Breite und Länge des Weltkulturerbes Zollverein.

(Bild: heise online)

Was der Branche aber bisher fehlte, so Matthias Höfer, Geschäftsführer vom Organisator Sportfaktor, sei eine Veranstaltung für die Endkunden gewesen. Das GPS Festival soll die Fachmessen nun um einen Live-Event für den Consumer-Markt ergänzen, "der Spaß macht". Einen vollen Erfolg, so Höfer, könne man hinsichtlich von 10.000 Besuchern am Samstag, den ersten Tag des zweitägigen Festivals, jetzt schon bilanzieren. Die Planung für das Festival ist auf drei Jahre ausgelegt; nach diesem Wochenende ist Höfer überzeugt, dass es sich in den kommenden Jahren als dauerhafte Veranstaltung etablieren wird. Eine geplante Business-Konferenz im Vorfeld fand mangels Anmeldungen allerdings nicht statt.

In den Hallen und auf dem Außengelände der Zeche präsentierten 25 Unternehmen Produkte und Dienstleistungen rund um die Themen Outdoor, GPS und Geocaching, darunter beispielsweise der Hersteller digitaler topografischer Karten magicmaps und der Outdoor-Ausrüster Globetrotter. GPS-Empfänger liegen aber nicht bloß auf Präsentationstischen, sondern kommen auch beim Geocaching auf dem Gelände des stillgelegten Steinkohlebergwerks zum Einsatt.

Gefunden! Das Team "TuFil" aus Essen beim Aufspüren von Geocaches auf dem Festival-Gelände.

(Bild: heise online)

Unter dem Motto "wir benutzen milliardenteure Satelliten, um Tupperdosen im Wald zu finden" suchen Geocacher mit GPS-Empfängern ausgerüstet in Stadt und Natur online dokumentierte Kisten oder Dosen und tragen ihre Funde auf Webseiten wie Geocaching.com ein. Die Veranstaltungsleitung schätzt, dass am Samstag über 1000 Besucher die Zeche nach Caches abgrasten. Für sie hatte man im Vorfeld in den Hallen und auf dem Außengelände zwischen ausgedienten Gleisen, Rohren, Industrieschloten und Stahltreppen leichte und schwierige Caches versteckt und Hinweise darauf auf der Festival-Webseite veröffentlicht. Auf einer "cachCon" konnten sich am Samstag Geocacher über ihren Sport austauschen; für Anfänger gab es Einführungs-Workshops und GPS-Empfänger zum Ausleihen. Das Festival ist in der Geocaching-Szene allerdings nicht unumstritten: Im Vorfeld hatte es Befürchtungen gegeben, mit dem Einstieg von großen Unternehmen wie Garmin könnte eine Kommerzialisierung des Sports einhergehen.

Das Turnier "Geocaching Masters" soll außerdem die schnellsten und besten Cacher küren, von den teilnehmenden Teams aus ganz Deutschland hatten sich am Samstag zehn für das Finale am Sonntag qualifiziert. Am Samstagabend arbeitete die Turnierleitung noch die letzten Details des Wettstreits aus. In sechs Stationen kommen verschiedene Elemente aus der Geocaching-Szene zum Einsatz: So müssen die Finalisten beispielsweise mit einem Boot in wassergefüllten Containern paddeln und nach Hinweisen fischen, an Seilen über dem Zechengelände schwingen oder Zahlencodes knacken.

Zum Einsatz kommen neben den GPS-Empfängern auch Techniken, die beim Geocaching sonst eher nicht zur Verfügung stehen. Mit industriellen RFID-Chips melden sich die Cacher an Stationen ein und lösen Signale aus, ein als "Blackbox" bezeichneter GPS-Empfänger mit GSM-Modul trackt die Teilnehmer und aktiviert die Versendung von Hinweis-Nachrichten auf das Team-Handy, sobald sich die Blackbox in einem Zielbereich befindet. Die Technik dazu stammt aus der Industrie und dem Ressourcenmanagement, wo solche Systeme zur Positionsverfolgung von Fahrzeugen, Gütern oder Produktionsmitteln zum Einsatz kommen.

Geocaching in der Steinkohlezeche soll sich indes nicht nur auf eine jährliches Festival beschränken: Einige der gelegten Caches bleiben nach dem Festival erhalten, die Stiftung Zollverein will den Tagesbesuchern der Zeche das Geocaching mit Broschüren und Leihgeräten als zusätzliche Attraktion bieten. (acb)