Koreanische Tauschbörse siegt vor Gericht

Ein Gericht in Seoul hat jetzt entschieden, das Strafverfahren gegen die Betreiber der koreanischen Tauschbörse Soribada einzustellen.

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Von
  • Janko Röttgers

Ein Gericht in Seoul hat jetzt entschieden, das Strafverfahren gegen die Betreiber der koreanischen Tauschbörse Soribada einzustellen. Nach Informationen der Tageszeitung Korea Times heißt es dazu in der Gerichtsentscheidung, die Anklage habe nicht belegen können, wie die Soribada-Betreiber ihren Nutzern bei Verstößen gegen Urheberrechte geholfen hätten. Damit endet ein seit mehr als zwei Jahren laufendes Verfahren gegen Soribada mit einer deutlichen Niederlage für die Plattenfirmen.

Die Tauschbörse, deren Name mit „Meer der Klänge“ zu übersetzen ist, war im Mai 2000 von den Brüdern Il-Hwan und Jung-Hwan Yang gegründet worden. Sie wurde als koreanisches Napster bekannt und mauserte sich schnell zur größten Tauschbörse der Region. Rund ein halbes Jahr später klagte der koreanische Phonoverband gegen Soribada. Im August 2001 wurde schließlich ein Strafverfahren gegen die Yang-Brüder eröffnet. Im Falle einer Verurteilung hätten sie nicht nur mit Geldstrafen, sondern auch mit Gefängnisaufenthalten von bis zu fünf Jahren zu rechnen gehabt.

Im Juli 2002 wurden die Soribada-Betreiber dann dazu verurteilt, die Tauschbörse zu schließen und keine ähnlichen Angebote über ihre Server mehr zu betreiben. Als Reaktion darauf brachten die Yang-Brüder eine komplett dezentral operierende Soribada-Version heraus, die nicht mehr auf einen Server der Firma angewiesen war. Außerdem gingen sie mit Unterstützung einer der bekanntesten koreanischen Anwaltskanzleien in Berufung und erwirkten so schließlich die jetzige Einstellung des Verfahrens. Heute hat Soribada nach Informationen Il-Hwan Yangs rund 17 Millionen registrierte Nutzer. Täglich würden zwischen 500.000 und 700.000 Musikfans auf den Service zugreifen, so Yang gegenüber heise online.

Il-Hwan Yang erklärte außerdem, man habe trotz des jetzigen Gerichtserfolgs keine Pläne, eine englischsprachige Version des Programms zu veröffentlichen. "Das würde uns nur noch mehr juristische Probleme einbringen, und davon haben wir erst einmal genug", so Yang. Gleichzeitig betonte er, stets an einer Zusammenarbeit mit der Musikindustrie interessiert gewesen zu sein. "Wir sind bereit, unser Angebot so zu verändern, dass Copyright-Inhaber angemessene Tantiemen für ihre Werke bekommen", so Yang. "Aber die koreanische Musikindustrie ist nicht gewillt, uns die nötigen Lizenzen zur Verfügung zu stellen." (Janko Röttgers) / (wst)