Bagtag Track: Koffertracker mit Mobilfunk und Beschleunigungssensor​

Das niederländische Unternehmen hat mit Versa einen Koffertracker entwickelt, der schon marktreif ist. Doch Airlines und Behörden haben Gesprächsbedarf.​

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Koffer werden über ein Transportband in den Gepäckraum eines Passagierflugzeugs befördert.

(Bild: Jaromir Chalabala/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Sebayang
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Das niederländische Unternehmen Bagtag entwickelt einen Koffertracker, der die Fähigkeiten anderer Trackingsysteme deutlich übersteigt und in Flugzeugen eingesetzt werden darf. Auf der Fachmesse Passenger Terminal Expo in Amsterdam konnte heise online mit dem Anbieter über sein Projekt "Bagtag Track" sprechen.

Das Unternehmen kann bei Tracking-Technik auf einige Erfahrung verweisen. Es bietet sogenannte Electronic Baggage Tags (EBT) an, auf denen bei Flugreisen die Gepäckinformationen gespeichert werden kann. Statt auf einem Papieretikett werden die Barcodes mit der Flugroute auf einem E-Paper-Display angezeigt. Die Bagtag-Software unterstützt auch die alten Rimowa-Koffer mit EBT-Systemen, die nicht mehr verkauft werden.

Die gleiche Software wird auch benutzt, um "Bagtag Track" zu verwalten. Der Koffertracker kann in den Koffer gelegt werden und einen genauen Standort melden. Laut Anbieter nutzt der Tracker dafür alle möglichen Verbindungen: 2G- und 3G-Mobilfunk, W-LAN, Bluetooth Low Energy und RFID. Dazu kommt die Positionsbestimmung über Satellitensysteme wie etwa GPS.

Die elektronischen Kofferetiketten von Bagtag sind bereits erhältlich.

(Bild: heise online/Sebayang)

Im Unterschied zu Apples Airtag oder Samsungs Galaxy Smarttag sendet Bagtag Track seine Position selbst über das Mobilfunknetz und ist damit nicht von der Präsenz kompatibler Smartphones abhängig. Bagtag Track funktioniert auch noch, wenn der Koffer irgendwo auf dem Vorfeld herunterfällt, wo selten jemand unterwegs ist.

Das System ist mit dem Departure Control System des Reisedienstleisters Amadeus verbunden und der Tracker kann ein Signal aus dem Luftverkehr verarbeiten, um herauszufinden, wann er sich in den Flugmodus schalten muss oder wieder herauskommen darf. Auf Nachfrage wollte Bagtag aber nicht genau sagen, welches Signal genutzt wird.

Der Bagtag Tracker gleicht dem Modell von Versa.

(Bild: Bagtag)

Die Hardware selbst wird von Versa hergestellt. Bei einem Blick auf Versas Produkte ist es naheliegend, dass es sich um ADS-B (Automatic Dependent Surveillance - Broadcast) handelt. Damit senden Flugzeuge kontinuierlich ihre Position und andere Daten wie Flugnummer, Flugzeugtyp, Geschwindigkeit oder Flughöhe auf 1090 MHz.

in der App lässt sich der Koffer tracken.

(Bild: Bagtag)

Bei der Landung sorgt die Kombination aus einem Beschleunigungssensor und ADS-B für sichere Indikatoren, dass der Tracker den Flugmodus verlassen und seine Position wieder über Mobilfunk senden darf.

Ein vollgeladener Tracker hält nach Herstellerangaben für etwa zehn Flugsegmente durch. Dabei ist die Länge des Fluges dank des Flugmodus nicht unbedingt entscheidend. Aufgeladen wird der Tracker per USB Typ C. Wie groß der Akku ist, konnte Bagtag nicht sagen. Angesichts der ähnlichen Bauweise des Versa 1 Trackers darf man annehmen, dass der Bagtag Tracker dessen Kapazität von sieben Wattstunden teilt.

Es gibt allerdings noch Unwägbarkeiten, weswegen Bagtag zögert, das fertige Produkt auf den Markt zu bringen. Luftfahrtbranche und Behörden diskutieren derzeit, wie sie künftig mit Akkus innerhalb von Geräten im Aufgabegepäck umgehen. Verantwortlich dafür ist die UN-Luftfahrtorganisation ICAO und deren Abteilung für "Dangerous Goods". Erst gegen Mitte des Jahres dürfte absehbar sein, ob und was sich ändert. Derzeit geben Airlines noch teils widersprüchliche Auskünfte darüber, was erlaubt ist – und was nicht.

Bagtag will nun abwarten, was dabei herauskommt – obwohl das Produkt im Prinzip fertig ist. Gegebenenfalls muss die Kapazität des Akkus angepasst werden, um neuen Regularien zu entsprechen – schlimmstenfalls könnte Bagtag Track gar nicht auf den Markt kommen.

(vbr)