Schily: "Software-Vielfalt statt Monopolkultur"

Ein Jahr nach dem Abschluss des Kooperationsabkommens mit IBM zur Förderung von Open-Source-Software in der Verwaltung zog Innenminister Otto Schily heute eine positive Bilanz.

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  • Richard Sietmann

Ein Jahr nach dem Abschluss des Kooperationsabkommens mit IBM zur Förderung von Open-Source-Software in der Verwaltung zog Innenminister Otto Schily heute eine positive Bilanz. Schily und IBM-Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Staudt würdigten gemeinsam die Vereinbarung des letzten Jahres als "Meilenstein" und "großen Erfolg" auf dem Weg zu einer vielfältigen und offenen Software-Landschaft in der öffentlichen Verwaltung. Seither hätten die Zahl und Qualität der Software-Migrationen zu Open Source in der Bundesverwaltung stark zugenommen, erklärte Schily und nannte als Beispiele das Bundeskartellamt, die Monopolkommission, den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Tierversuchsanstalt, die ihre IT-Infrastrukturen ganz oder teilweise auf Linux und andere Open-Source-Produkte umstellten.

Insgesamt hätten bereits über 500 Behörden aus Bund, Ländern und Gemeinden einen Antrag gestellt, dem Rahmenvertrag beizutreten. Dieser bietet ihnen besondere Konditionen für den Bezug von PCs und Servern mit dem quelloffenen Betriebssystems Linux sowie für die Projektunterstützung und Schulungen durch IBM. Auf der Grundlage des Kooperationsabkommens hatte sich Schwäbisch Hall als erste Stadt in Europa entschlossen, bei der IT-Infrastruktur vollständig auf Linux zu setzen. Und das Votum des Münchner Stadtrats, 14.000 Arbeitsplätze auf Linux umzurüsten, werden "den Erfolg dieser Vereinbarung weiter beflügeln", freute sich Erwin Staudt.

"Wir sind drauf und dran, Deutschland weltweit zur führenden Linux-Nation zu machen", meinte er. "Keine Regierung in Europa ist so weit gegangen wie der deutsche Bundesinnenminister", lobte der IBM-Manager seinen Vertragspartner. Der will die Zusammenarbeit mit IBM nicht als Affront gegen Microsoft verstanden wissen. Mit der Softwareschmiede hatte er erst vor zwei Monaten neue Lizenzrahmenverträge vereinbart. "Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit Microsoft", betonte Schily und stellte klar, dass es nicht darum gehe, Microsoft völlig aus Ämtern und Behörden zu verdrängen. Aber "wir wollen Monopolstrukturen aufbrechen -- darauf wird sich auch Microsoft einzustellen haben".

Einen weiteren starken Schub in Richtung Open-Source-Software verspricht sich Schily von dem umfangreichen Migrationsleitfaden, den das Bundesinnenministerium Anfang Juli auf dem LinuxTag in Karlsruhe vorstellen wird. Er soll den IT-Verantwortlichen Kriterien und Hilfestellungen für die strategischen Entscheidungen in der Weiterentwicklung ihrer Systeme geben. (Richard Sietmann) / (jk)