Tauschbörsen-Nutzern in Deutschland droht Klagewelle

Was der US-Musikindustrie recht ist, scheint der Branche in Deutschland nur billig zu sein: Die strafrechtliche Verfolgung von Usern, die über Tauschbörsen zu Anbietern von Songs werden.

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Von
  • Jürgen Kuri

Was der US-Musikindustrie recht ist, scheint der Branche in Deutschland nur billig zu sein: Die strafrechtliche Verfolgung von Usern, die über Tauschbörsen zu Anbietern von Songs werden. Die deutsche Musikindustrie will jedenfalls Raubkopierer künftig deutlich härter verfolgen, wenn im Herbst das neue Urheberrecht in Kraft tritt, meint der Urheberrechtsexperte Bernhard Knies. Er sagte dem Focus, bald drohten denjenigen Schadenersatzklagen, die die Festplatten ihrer Rechner, auf denen urheberrechtlich geschützte Musik gespeichert ist, über Tauschbörsen für den Download öffneten. "Plattenfirmen und der Phonoverband werden mit Hilfe der Staatsanwaltschaft und der Polizei künftig saftige Geldstrafen gegen einzelne Anbieter durchsetzen, um abschreckende Exempel zu statuieren", sagte der Münchner Rechtsanwalt.

Ob das Vorgehen gegen einzelner Tauschbörsen-Nutzer die richtige Strategie für die Musikindustrie darstellt, ist aber nicht nur unter den Anwendern umstritten. Die RIAA jedenfalls will illegale Anbieter urheberrechtlich geschützten Materials in Tauschbörsen identifizieren und zur Verantwortung ziehen: Bis zu 150.000 US-Dollar Schadensersatz pro Song sind im Gespräch. Selbst der IFPI-Vorsitzende Jay Berman betonte dagegen zwar, dass diejenigen, die ohne Erlaubnis urheberrechtlich geschützte Musik im Internet anbieten, mit rechtlichen Konsequenzen rechnen müssen, verstieg sich aber nicht zu übertrieben hartem Durchgreifen -- vielmehr hob Berman darauf ab, dass die internationale Musikindustrie sich verstärkt für legale Musikangebote im Netz einsetzen müsse. In eine ähnliche Kerbe hauen auch Kritiker der Musikindustrie wie Fred von Lohmann von der Electronic Frontier Foundation: Die Musikindustrie habe den Bezug zur Realität verloren und solle alternativ lieber versuchen, legale Dienstleistungen anzubieten. Nach einem ersten Schreck über die Ankündigung der RIAA zeigen sich die Tauschbörsennutzer zudem mittlerweile recht wenig vom Säbelrasseln der Branchenvereinigung beeindruckt. (jk)