Spiegel: Bertelsmann torpediert Milliardenklage
Die Bertelsmann AG will nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel am kommenden Donnerstag beim New Yorker Bundesgericht einen Antrag auf Abweisung einer Schadenersatzklage von 17 Milliarden Dollar einreichen.
Die Bertelsmann AG will nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel am kommenden Donnerstag beim New Yorker Bundesgericht einen Antrag auf Abweisung einer Schadenersatzklage von 17 Milliarden Dollar einreichen. In dem 50-seitigen Antrag heiße es, die Vorwürfe der Kläger, unter anderem die Musikkonzerne EMI und Universal, seien haltlos.
Die Kläger werfen dem Medienkonzern vor, mit seinem Engagement bei der Musiktauschbörse Napster Urheberrechtsverletzungen gefördert zu haben. Dem hält Bertelsmann dem Spiegel zufolge entgegen, einer mitwirkenden Urheberrechtsverletzung habe sich der Konzern nicht schuldig machen können, da er als Finanzier in der dritten Reihe gestanden habe.
Ein Bertelsmann-Sprecher bestätigte der dpa am Samstag auf Anfrage, dass ein Antrag auf Klageabweisung vorbereitet werde. Bertelsmann sehe die Klage als haltlos an.
Nach Informationen des Spiegel wollte der Entertainment-Konzern Universal Napster noch vor Bertelsmann kaufen. Bereits im Sommer 2000 habe der damalige Chef des Mutterkonzerns Seagram, Edgar Bronfman Jr., zu einem Geheimtreffen in eine abgelegene Pension in den Bergen des US-Bundesstaates Idaho geladen, um seine Übernahme-Pläne mit dem Sony-Chef Nobuyuki Idei, dem damaligen Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff und zwei Partnern der Investment- Firma Hummer Winblad für Napster zu besprechen. Bronfman habe damals die Übernahme anführen, dann aber alle Musikkonzerne gemäß ihren aktuellen Marktanteilen an Napster beteiligen wollen. Der Kauf sei an den überzogenen Preisvorstellungen von Napster, das sich selbst mit rund zwölf Milliarden Dollar bewertet habe, gescheitert.
Die Musikindustrie hatte mit aller Kraft versucht, Napster mit einst mehr als 60 Millionen Nutzern wegen Urheberrechtsverletzungen zu schlieĂźen. Nach mehreren Gerichtsurteilen wurde Napster stillgelegt, musste Insolvenz anmelden und ging schlieĂźlich fĂĽr fĂĽnf Millionen Dollar an die Softwarefirma Roxio, die unter dem Namen einen Internet-Musikvertrieb aufbauen will.
Bertelsmann wollte die Bekanntheit der Marke Napster fĂĽr eine kommerzielle Online-Plattform nutzen und investierte in Napster rund 85 Millionen Dollar. Das Projekt scheiterte jedoch an den Rechtsstreitigkeiten. (dpa) / (mw)