Mensch gegen Schachmaschine -- die nächste Runde

Im November wird Exweltmeister Garri Kasparow, der seit 19 Jahren nahezu ununterbrochen die Schach-Weltrangliste anführt, wieder versuchen, die Ehre der Menschheit in einem Kurzmatch gegen ein Computerprogramm zu retten.

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Von
  • Lars Bremer

Im November wird Exweltmeister Garri Kasparow, der seit 19 Jahren nahezu ununterbrochen die Schach-Weltrangliste anführt, wieder versuchen, die Ehre der Menschheit in einem Kurzmatch gegen ein Computerprogramm zu retten. Seine letzten beiden Versuche gingen in die Hose: 1997 verlor er gegen den IBM-Spezialrechner Deep Blue mit 2,5 zu 3,5; und im Februar 2003 reichte es nur für ein 3-3-Unentschieden gegen Deep Junior. Diesmal spielt das russische Schachgenie gegen Deep Fritz, der im Herbst 2002 gegen Kasparows Nachfolger auf dem Weltmeisterthron, Wladimir Kramnik, einen Wettkampf über sechs Partien ebenfalls unentschieden gestalten konnte.

Das Match ist auf vier Partien angesetzt, die mit normaler Turnierbedenkzeit gespielt werden. Dabei haben die Spieler für die ersten 40 Züge zwei Stunden Zeit, für die folgenden 20 Züge eine Stunde. Für den kompletten Rest der Partie stehen dann nochmals 30 Minuten zur Verfügung, sodass ein Spiel nach spätestens sieben Stunden zu Ende ist. Wie bei solchen Wettkämpfen mittlerweile üblich, bekommt Kasparow die jeweiligen Entwicklungsversionen des Schachprogramms regelmäßig zum Üben zugeschickt. Laut Chessbase-Geschäftsführer Matthias Wüllenweber ist das aber kein gravierender Nachteil für sein Programm, zumal man bis zum Matchbeginn an Fritz weiter entwickeln dürfe und während des Matches das Eröffnungsbuch ändern könne. Über die weiteren Regeln wird derzeit in New York noch verhandelt. Auch auf welcher Hardware Fritz spielen soll, ist noch nicht klar -- mindestens aber auf einem 4-Prozessor-Xeon-System mit 2 GHz, sagte Wüllenweber gegenüber heise online.

Ausrichter und Sponsor des Spektakels ist der Hersteller von 3D-Brillen X3D-World. Die Firma will künftig speziell an die Brillen angepasste Computer bauen und setzt wie schon bei dem ebenfalls von X3D-World finanzierten Wettkämpfen Kasparow gegen Deep Junior und Karpow gegen Kasparow im Dezember 2002 auf den Marketing-Effekt des Matches.

Im Unterschied zu den bisher gespielten Mensch-Maschine-Wettkämpfen wird Kasparow kein Mensch gegenübersitzen, der auf einem hölzernen Schachtisch die Züge des Rechners ausführt; der Ex-Weltmeister spielt mit 3D-Brille an einem virtuellen Schachbrett und spricht seine Züge in ein Mikrofon. Nur für den Fall, dass Fritz mal eine Zugansage nicht richtig versteht, wird noch ein Chessbase-Mitarbeiter dezent im Hintergrund alles überwachen. (Lars Bremer) / (jk)