Verborgene Knöpfe

Ich hatte an dieser Stelle schon einmal das Vergnügen, mich den Innovationen im öffentlichen Nahverkehr Hannovers zu widmen. Das Thema ist noch nicht erschöpft.

Neulich, als ich ob des sintflutartigen Regens mal wieder Zuflucht zur Straßenbahn nahm, drückte mir ein armer Student ein bunt bedrucktes Faltblatt in die Hand: „Ihr Fahrkartenautomat“, las ich da. „Einer für alle“ (pdf). Die kleine Informationsschrift war offenbar dazu gedacht, den Kunden - also Menschen wie mir - den Nutzen der neuen Fahrscheinautomaten zu vermitteln, die sich das Unternehmen vor kurzem gegönnt hatte.

Neugierig schlug ich auf, und begann zu lesen. Und war sofort begeistert, denn in der Schrift finden sich Sätze von geradezu erderschütternder Wucht. Wie dieser: „Der Fahrkartenautomat der üstra besticht durch ein hohes Maß an Kundenfreundlichkeit“. Schön, nicht? Das muss auch so sein, denn „Die Entwicklung der Fahrkartenautomaten erfolgte nach den Grundsätzen des Universal Design, wobei die Nutzung durchmobilitätseingeschränkte Fahrgäste in besonderer Weise berücksichtigt wurde. ... Die Auswahl der Fahrkarten erfolgt ... auf einem entspiegelten und hinterleuchteten Touchscreen-Monitor".

Besonders gut gefallen aber hat mir eine pfiffige Idee der Kollegen von der Mensch-Maschine-Interaktionsfraktion: „Insbesondere für stark seheingeschränkte Menschen wurde das so genannte Vier-Ecken-Menü integriert. Diese innovative Funktion ist im ÖPNV bisher einzigartig“. Die Spannung steigt auf den Höhepunkt, gell? „Hinter allen vier Ecken des Displays verbergen sich unsichtbare Tasten, die eineSofortauswahl der gängigsten Tickets erlauben“. Rechts oben beispielsweise wählt man des beliebte Kurzstreckenticket, Links unten das Tageseinzelticket.

Unsichtbare Tasten. Deren Funktion nicht einmal durch Symbole angezeigt werden. Wer soll das bedienen? Ach ja, die Mimik war ja besonders für „stark seheingeschränkte Menschen“ gedacht. Die erkennen eh keine Icons. Der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten. Besonders in Hannover. (bsc)