Tesco überwacht Kunden per RFID

Die britische Supermarktkette hat Rasierklingenpackungen mit Funk-Etiketten versehen. Ein in Erprobung befindliches System aus mehreren Kameras soll so Diebe entlarven können.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 267 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Oliver Lau

Die britische Supermarktkette Tesco hat in ihrer Niederlassung in Cambridge sämtlichen Packungen mit Rasierklingen der Marke Gillette Mach3 so genannte RFID-Tags aufgeklebt. Damit wollen die Briten offenbar ein System testen, mit dessen Hilfe sie Dieben einfacher auf die Schliche kommen können, auch wenn ein Sprecher des Unternehmens behauptet, es ginge bei dem Projekt lediglich um Warenlogistik. Dies geht aus einem Bericht des Guardian hervor.

Jedes Mal, wenn ein Kunde nach einer Packung der mit den Funk-Etiketten versehenen Rasierklingenpackung greift, schießt eine Kamera ein Foto von ihm, heißt es in dem Bericht. Auch an den Kassen seien Kameras postiert, deren Bilder eine Sicherheitsmannschaft gegen die Fotos vergleiche, die am Rasierklingenregal angefertigt wurden.

RFIDs (Radio Frequency Identification) sind kleine Chips, die eine Kennung aussenden, um Gegenstände, zum Beispiel Waren in einem Kaufhaus, zu identifizieren. Da das Signal deutlich mehr Informationen tragen kann als ein Barcode und zudem noch einfacher auszulesen ist, könnte der umfassende Einsatz von RFIDs logistische Prozesse erheblich beschleunigen.

Dass Tesco die Etiketten genau zu diesem Zweck hat aufkleben lassen, und nicht etwa als Sicherheits- und Überwachungsmaßnahme, bekräftigte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der Zeitung. Trotzdem habe aber der Supermarktchef Alan Robinson bereits anhand der Informationen aus dem RFID-System einen vermeintlichen Dieb der örtlichen Polizei übergeben, so das Blatt weiter.

Verbraucherschützer, wie die Vereinigung Consumers Against Supermarket Privacy Invasion and Numbering (CASPIAN), die den RFID-Fall bei Tesco aufgedeckt hatte, halten RFID-Chips für gefährlich. Die Chips ermöglichten es, Konsumenten auszuspionieren. Die Handelshäuser kämen über breit gestreute Einsätze von RFID-Chips an Informationen über das Kaufverhalten und die finanziellen Verhältnisse der Verbraucher. Besonders schlimm sei, dass die Verbraucher davon nicht unbedingt etwas mitbekämen -- immerhin seien die Chips so klein, dass man sie bequem in den Waren verstecken könne.

Die US-amerikanische Supermarktkette Wal-Mart hatte unlängst ebenfalls Rasierklingenpackungen von Gillette mit den Funk-Etiketten versehen wollen, den Versuch aber wieder gestoppt. Das Testsystem sollte die Filialleitung immer dann benachrichtigen, wenn ein Warenvorrat zur Neige geht oder eine Ware gestohlen wird. (ola)