China sperrt ausländische Onlinespiele-Anbieter aus

Der chinesische Online-Spielemarkt gilt als einer der attraktivsten Wachstumsmärkte für Spielehersteller; doch nun blockiert China nicht nur zahlreiche Spiele, sondern untersagt ausländischen Unternehmen allgemein, Online-Spiele in China anzubieten.

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Von
  • Dr. Marc Störing

Aufregung bei Onlinespiele-Anbietern: Der chinesische Online-Spielemarkt gilt als einer der attraktivsten Wachstumsmärkte für Spielehersteller; doch nun blockiert China laut einem Bericht nicht nur zahlreiche Spiele, sondern untersagt ausländischen Unternehmen allgemein, Online-Spiele in China anzubieten.

Einer Untersuchung des China Internet Network Information Center zufolge spielen in China über 200 Millionen Menschen Online-Spiele, rund zwei Drittel aller dortigen Internet-Nutzer. Die Zeit, die Internet-Nutzer in China vor dem Bildschirm verbringen, sei im vergangenen Jahr von 16,6 auf 18 Stunden pro Woche gestiegen. Nun sind seit Anfang dieser Woche rund 45 Online-Spiele in China nicht mehr abrufbar. Betroffen sind unter anderem die Spiele "Godfather", "Gangster" uns "Mafioso Hitman". Gemeinsam ist diesen Titeln die Mafia-Thematik.

Verantwortlich zeichnet die für Medieninhalte zuständige Regierungsstelle GAPP (General Administration of Press and Publication of the People's Republic of China). Nach Auffassung der staatlichen Behörde sind "unangemessene Inhalte" der Grund für die landesweite Sperrung. Alle betroffenen Spiele weisen jedoch unabhängig vom jeweiligen Inhalt eine weitere Gemeinsamkeit auf: Sie werden von außerhalb Chinas angeboten. Möglicherweise könnte die Sperrung also nicht nur mit den Inhalten der Spiele zusammenhängen, sondern mit den ausländischen Anbietern. Denn die Regierungsstelle GAPP gab zeitgleich mit der Sperrung der betroffenen Spiele bekannt, dass es ausländischen Unternehmen ganz allgemein untersagt sei, Online-Spiele in China anzubieten. Dieses Verbot soll umfassend sein und auch für Joint Ventures und Technologiesupportfirmen mit ausländischer Beteiligung gelten.

Tatsächlich sind staatliche Regulierungen der Onlinespiele-Szene in China nicht neu. Erst im Sommer dieses Jahres war das Online-Rollenspiel "World of Warcraft" in Folge eines Providerwechsels für fast zwei Monate gesperrt und konnte erst nach einer Zensur der Gewaltdarstellung wieder angeboten worden. Ebenfalls erst vor wenigen Monaten hat China den Umtausch von virtuellen Währungen und Waren in reale Zahlungsmittel untersagt.

Trotzdem sorgt das nun beobachtete neue Vorgehen gegen Online-Spiele und deren Anbieter für Verwirrung. Denn Gerüchten zufolge sei der nun handelnden GAPP vor wenigen Wochen die Zuständigkeit für die Spieleindustrie entzogen worden. Das Chinesische Kulturministerium behauptet, jüngst die Zuständigkeit dafür erlangt zu haben. Ob die Sperrungen damit Bestand haben werden, ist derzeit unklar. (jk)