Strukturen der NASA mit schuldig am Columbia-Unglück

Der Ausschuss zur Untersuchung des Absturzes der Raumfähre Columbia meint, die Organisationskultur der NASA habe genauso viel mit dem Unfall zu tun wie das Schaumstoff-Teil, dass sich aus der Verkleidung löste.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das Columbia Accident Investigation Board (CAIB) hat den ersten Band seines Abschlussberichts vorgelegt. Das Gremium untersuchte die Ursache für den Absturz der Raumfähre Columbia, die Anfang Februar kurz vor der Landung auseinanderbrach. Dabei starben alle sieben Astronauten, die sich an Bord befanden.

Zwar sei das Space-Shuttle-Programm der NASA nicht grundsätzlich unsicher. Kurzfristig seien lediglich einige mechanische Korrekturen notwendig, um die Raumfähre sicher zu machen. Allerdings gehörten zu den eigentlichen Ursachen des Absturzes Bedingungen bei der NASA, die von Zeitdruck, Geldnot und einem aufgeweichten, ungenügenden Sicherheitsprogramm geprägt seien, heißt es in dem Bericht. Physische und organisatorische Ursachen spielten eine gleichwertige Rolle beim Columbia-Unfall, betonten die Mitglieder des Untersuchungsauschusses. Es habe eine ineffektive Führung bei der NASA gegeben, die nicht alles getan habe, um die Sicherheit der Besatzung zu garantieren. Die Organisationskultur der NASA habe genauso viel mit dem Unfall zu tun wie das Schaumstoff-Teil aus der Verkleidung, das die Fähre beim Aufstieg beschädigte. Diese Beschädigung wurde vom Ausschuss als mechanische Ursache des Absturzes bestätigt.

Der Ausschuss möchte den Bericht als Rahmen für eine nationale Debatte in den USA über die Zukunft des bemannten Raumflugs verstanden wissen. Es sei aber "im Interesse der Nation, die Space Shuttles so schnell wie möglich als primäre Möglichkeit zum Transport von Menschen in eine Umlaufbahn um die Erde zu ersetzen", heißt es im Fazit des Berichts. Insgesamt spricht der Bericht 29 Einzelempfehlungen aus, darunter 15 Empfehlungen, die vor einer Wiederaufnahme des Space-Shuttle-Programms umgesetzt werden sollten. Zu den Empfehlungen gehört etwa, die Sicherheit der Raumfähre auch bei geringfügigen Beschädigungen durch Trümmer zu erhöhen, die Aufstellung eines Inspektionsplans, ein Terminplan für die Flüge, der den verfügbaren Ressourcen entspricht, und beispielsweise die Einrichtung eines unabhängigen Komitees, das für alle technischen Anforderungen zuständig sein soll. Dieses Komitee sollte zwar direkt von der NASA-Zentrale bezahlt werden, aber keine Verbindung und keine Verantwortung für die Termin- oder Kostenplanung haben.

In den nächsten Wochen will das CAIB weitere Bände des Berichts herausgeben, die technische Unterlagen zu der Untersuchung und Protokolle der öffentlichen Anhörungen vor dem Ausschuss enthalten. (jk)