Chinesische Autoren gegen Googles Buchsuche

Zwei Autorenvereinigungen aus dem Reich der Mitte werfen dem Suchmaschinenprimus Copyright-Verletzungen im Rahmen seines Projekts zur Digitalisierung von Büchern vor.

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Zwei chinesische Autorenvereinigungen haben sich in den Reigen der Gegner des ambitionierten Projekts von Google zur Bücher-Digitalisierung eingereiht. Laut einem Bericht der New York Times werfen sie dem Suchmaschinenprimus vor, im Rahmen von Google Books gegen internationale Urheberrechtsstandards verstoßen zu haben. Es sei nicht zu leugnen, dass Google den Copyright-Schutz chinesischer Autoren "schwer verletzt habe", beklagte ein Sprecher der Vereinigung ChinaWriter, die angeblich 9000 Schriftsteller vertritt. Ähnliche Kritik übt demnach die China Written Works Copyright Society, mit deren Spitze sich Abgesandte des Internetkonzerns am Montag in Peking treffen sollen.

Die Autorenvertretungen haben ihre Mitglieder kürzlich angeschrieben und sie über den umstrittenen angestrebten Vergleich zwischen Google und der Branche in den USA unterrichtet. Vielen chinesischen Schriftstellern wurde offenbar erst zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass auch einzelne ihrer Werke von den Bemühungen des Suchmaschinenriesen zur Digitalisierung der Bestände einiger großer US-Bibliotheken erfasst worden sind. "Wir sind klar dagegen, dass unsere Bücher ohne Erlaubnis genutzt werden", erklärte nun Zhang Hongbo, stellvertretender Direktor der chinesischen Copyright Society. Auch der Vergleichstext, der nach scharfer Kritik vor allem aus Deutschland, Frankreich und von der US-Regierung selbst derzeit von beiden Seiten überarbeitet wird, sei "nicht akzeptabel". Er schaffe keinen fairen Interessensausgleich und berücksichtige die Belange der Schriftsteller nicht ausreichend.

Eine Sprecherin Googles in Singapur betonte dagegen, dass über die Buchsuche des Konzerns nur kleine Ausschnitte von Werken angezeigt würden. Ein solches Verfahren, das mit dem Zitieren kurzer Passagen aus Büchern in Besprechungen vergleichbar sei, werde durch internationale Copyright-Vereinbarungen gedeckt. Beim Einscannen von Millionen von Büchern aus US-Bibliotheken sei es nicht möglich, immer die Rechteinhaber auszumachen und nach Erlaubnis zu fragen. Sollte ein Autor aber Protest einlegen, würden seine Werke aus dem Index der Buchsuche gelöscht. Zudem hätten über 50 chinesische Verlage Verträge mit dem Unternehmen abgeschlossen, um Teile von rund 60.000 Büchern über die chinesische Version von Google Books zu erschließen.

China selbst steht immer wieder wegen leichtfertigem Umgang mit Urheberrechten internationaler Kreative am Pranger. Der US-Handelsbeauftragte Ron Kirk etwa führt das Reich der Mitte auf seiner Liste von Ländern mit angeblich unzureichenden Gesetzen zum Schutz und zur Durchsetzung von Urheberrechten an oberster Stelle. Eine entsprechende Beschwerde der USA bei der Welthandelsorganisation WTO war Anfang des Jahres aber nur teils erfolgreich gewesen. (Stefan Krempl).

(hps)