Motorola-Werke in Flensburg und Brasilien auf gleichem Kostenniveau

Mit High-End-Technik und hoher Produktivität behaupten sich Mobiltelefone des Flensburger Motorola-Werks gegenüber Produkten aus Niedriglohnländern.

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Von
  • Lore Seeger
  • dpa

Mit High-End-Technik und hoher Produktivität behaupten sich Mobiltelefone des Flensburger Motorola-Werks gegenüber Produkten aus Niedriglohnländern. Der US-amerikanische Technologiekonzern Motorola hat sich bis auf die Fertigungsstätte in Schleswig-Holstein mit seiner Handy-Produktion aus den Industrienationen zurückgezogen. Mobiltelefone lässt das Unternehmen außer in Flensburg nur noch in China, Singapur, Mexiko und Brasilien fertigen. "Trotz der deutschen Löhne arbeiten wir auf dem Kostenniveau von Mexiko und Brasilien", sagt Werksleiter Christoph Hollemann. Gründe hierfür seien unter anderem die Automatisierung und der Schichtbetrieb. In Flensburg wird rund um die Uhr in 12-Stunden-Schichten gearbeitet.

Seit September 2002 werden in dem Betrieb nahe der dänischen Grenze auch die UMTS-Mobiltelefone für den Weltmarkt gefertigt. Die Entscheidung für eine Produktionsstätte in Flensburg sieht Hollemann auch in der traditionellen Technologiestärke der Region begründet. Die im Oktober 1998 in Flensburg nach 18 Monaten Bauzeit in Betrieb genommene neue Fertigungsstätte war die modernste Europas. Sie steht auf einem 178.000 Quadratmeter großen Areal und verschlang die Investitionssumme von über 100 Millionen Euro. Das Motorola-Engagement ist Berichten zufolge von 1994 bis 1999 mit etwa 33 Millionen Euro öffentlich gefördert worden. Diese Gelder sind heute noch an eine bestimmte Arbeitsplatzzahl gekoppelt.

Als Gründe für die Standortwahl nannte das Unternehmen 1998 die erstklassige Infrastruktur, Zuverlässigkeit und Flexibilität der gut ausgebildeten Arbeitskräfte und die damit verbundene hohe Produktivität. Das Wall Street Journal schrieb 1997 nach der Grundsteinlegung gar von den Flensburger "Übermenschen", die es geschafft hätten, nach einem internationalen Standortvergleich die Handy-Fabrik nach Deutschland zu holen.

Für das Flensburger Werk gab es in den vergangenen Jahren sowohl Höhen als auch Tiefen. Nach der Inbetriebnahme wuchs das Unternehmen kräftig. Der flaue Handymarkt machte dann im ersten Quartal 2001 Kurzarbeit und einen zehntägigen Betriebsurlaub erforderlich. Die im April 2001 vom Konzern angekündigten weltweiten Verringerungen der Arbeitsplätze trafen das Flensburger Werk dann doch nicht. Geschlossen wurde aber die schottische Mobiltelefon-Fabrik mit rund 3100 Beschäftigen.

Motorola hat in Flensburg derzeit rund 1.800 Beschäftigte -- zu Hoch-Zeiten waren es gut 3.000 Mitarbeiter. Hinzu kommen heute bis zu 450 Leiharbeitnehmer. Damit ist das Unternehmen im Arbeitsamtsbezirk Flensburg der größte Arbeitgeber. "Wenn das Unternehmen eine Grippe hat, fängt Flensburg an zu husten", sagt der Sprecher des örtlichen Arbeitsamtes, Winfried Schramm. Das Flensburger Werk gehört zur deutschen Motorola GmbH (Wiesbaden). Sie erzielte 2002 mit 3.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro. Weltweit setzte der internationale Technologiekonzern im vergangenen Jahr mit 94.000 Beschäftigten 27,3 Milliarden Dollar (31,9 Milliarden Euro) um. (Lore Seeger, dpa) / (jk)