Sprachanalyse-Algorithmus erkennt Depressionen

Die MIT-AusgrĂĽndung Cogito Health arbeitet an einer Software, die medizinische Mitarbeiter bei der telefonischen Betreuung ihrer Patienten unterstĂĽtzen soll.

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Jeder kennt das: Ein Gespräch endet in einem handfesten Streit, weil die Art und Weise, wie etwas gesagt wurde, den Inhalt überlagert. Der Ton macht die Musik, heißt es im Volksmund. Auch für Alex Pentland vom MIT: Der Leiter des Human Dynamics Lab erforscht, was Tonfall und Stimmlage, Länge und Häufigkeit von Pausen sowie Geschwindigkeit beim Reden über die Stimmungslage einer Person verraten.

Pentland geht es allerdings nicht um konstruktives Streiten, sondern um medizinische Diagnosen. Seine Gruppe entwickelt Algorithmen zur Sprachanalyse, die ermitteln sollen, ob jemand von Ängsten geplagt, vereinsamt oder depressiv ist. Die MIT-Ausgründung Cogito Health will Pentlands Forschungsergebnisse nun in einer Sprachanalyse-Software vermarkten, die eine solche Diagnose über das Telefon vornehmen kann, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Psychiater erkennen etwa eine klinische Depression oft schon daran, wie Patienten reden. Eine langsame, ruhige und häufig monotone Sprechweise ist ein typisches Signal. Es sind solche Muster, die Cogito Health aus Sprachproben herausfiltert und für Computer erkennbar machen will.

Die Software könnte vor allem in der Behandlung von Patienten mit chronischen Krankheiten wichtig sein, sagt Geschäftsführer Joshua Feast, weil die immer wieder in Depressionen münden. Ambulante Patienten werden mitunter vom Pflegepersonal in regelmäßigen Abständen angerufen, um zu überprüfen, ob sie ihre Medikamente nehmen. „Wenn Sie als Pfleger einen Patienten mit chronischer Diabetes betreuen, ist es für Sie am Telefon sehr schwierig festzustellen, ob er depressiv ist“, sagt Feast. „Wir versuchen mit unserer Software, Pflegern zu helfen, dies herauszufinden.“ Der Vorteil der Sprachanalyse sei, dass man dies unaufdringlich und ganz nebenbei machen könne.

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(bsc)