SCO vs. Linux: Gefragte Gerichte

SCO hat Widerspruch gegen die Klage von Red Hat eingereicht.

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Von
  • Detlef Borchers

SCO hat Widerspruch gegen die vom vom Linux-Distributor Red Hat im US-Staat Delaware eingereichte Klage eingelegt. SCO bezeichnet die Klage als substanzlos, weil sie nur Marketing-Zwecken diene. Gegenüber dem Vorwurf der Rechtsanwälte von Red Hat, die SCO Group würde mit ihren Aussagen nur Angst und Unsicherheit (Fear, Uncertainty and Doubt = FUD) unter den Linux-Anwendern verbreiten, nimmt SCO das Recht der freien Rede für sich in Anspruch. Red Hat will mit seiner Klage vom August SCO davon abhalten, unwahre Behauptungen über Linux aufzustellen.

Ob der Widerspruch Erfolg hat, ist juristisch umstritten. So geht SCO nur auf drei von sieben Punkten ein, die Red Hat in seiner Klage auffĂĽhrt. Mit der Berufung auf das Recht der freien Rede nimmt SCO eine Argumentation auf, mit der die Firma Nike bereits einmal vor Gericht gescheitert ist.

Auch in Europa sind die Gerichte gefragt. Am morgigen Mittwoch ist vor einem Gericht im holländischen Breda die Klage des langjährigen SCO-Distributors Dupaco anhängig, dem SCO Benelux die Distributionsverträge mit einer Frist von 30 Tagen gekündigt hatte. Dupaco hatte den ersten Distributionsvertrag mit SCO im Jahre 1986 abgeschlossen und wuchs zum größten, später alleinigen SCO-Distributor in den Niederlanden. Im Jahre 1997 wurde der Distributionsvertrag erneuert; er enthielt eine Klausel, nach der der Vertrag automatisch verlängert wird. Gegen die Kündigung klagt Dupaco nach dem Recht der Billigkeit und Lauterkeit in Geschäftsbeziehungen: Ähnlich wie beim Mietrecht ist nach Auffassung von Dupaco die Kündbarkeit von Verträgen von der Länge der Geschäftsbeziehung abhängig und könne nicht von dem in den USA üblichen Kündigungsrecht von 30 Tagen abgelöst werden.

Hintergrund der Kündigung ist die Änderung der Geschäftsstruktur von SCO, bei der die jeweiligen Country Manager zu eigenständigen Distributoren werden und SCO-Software im Stil des Direktmarketings vertreiben sollen. "Ich denke, diese Umstellung ist problematisch. Jeder europäische SCO-Distributor sollte gut aufpassen", erklärte Dupaco-Mitgründer Erik Monninkhof im Gespräch mit heise online. "Wir müssen unsere Mitarbeiter und Kunden schützen. Wir haben selbst fünf festangestellte Leute im SCO-Support und wollen langfristig planen können." Gefragt, ob sich Dupaco nicht für eine andere Distribution entscheiden könnte, antwortete Monninkhof: "Wenige Tage, nachdem SCO mit seiner neuen Politik begann, hatte ich Angebote von allen möglichen Unix- und Linux-Distributoren auf dem Tisch. Doch wir haben 18 Jahre lang erfolgreich mit SCO gearbeitet. Die Angebote erscheinen mir, als ob man einem Christen nahelegt, Moslem zu werden." (Detlef Borchers) / (wst)