Sun setzt auf Trusted Computing

Auch Sun Microsystems hat sich jetzt der Trusted Computing Group angeschlossen und will in dem Industriekonsortium eine fĂĽhrende Rolle ĂĽbernehmen.

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Die Trusted Computing Group (TCG) kann einen prominenten Neuzugang verzeichnen: Sun Microsystems ist dem Industriekonsortium beigetreten, das Standards für eine vertrauenswürdigere Computerwelt schaffen will. "Sun wird im Leitungsgremium sitzen", freut sich Anne Price, Sprecherin der TCG. Der Workstationbauer trete dezidiert als "Promoter" der Gruppe auf. "Das bringt uns Glaubwürdigkeit", hofft Price. Sun stößt zu den bisherigen Führungsmitgliedern AMD, IBM, Intel, HP und Microsoft dazu. Einen weiteren Neuzugang mit Sitz im Leitungsgremium will die TCG noch im Herbst ankündigen.

Sun galt bislang als skeptischer Beobachter der Bestrebungen seiner Konkurrenten in dem Konsortium, das zunächst in lockerer Runde unter dem Namen Trusted Computer Platform Alliance (TCPA) angetreten war. So hatte der Unix- und Server-Spezialist etwa die Bestrebungen Microsofts, mit einem zunächst HailStorm und später Passport benannten Dienst eine Lösung zum Identitätsmanagement für die vernetzte Computerwelt zu schaffen und auf diesem Weg mehr Vertrauen in den virtuellen Raum zu bringen, abgelehnt und die Gegeninitiative Liberty Alliance gestartet.

Zwischen dem künftigen Wirken Suns in der TCG und dem Versuch, einen alternativen "Ausweis" fürs Netz zu schaffen, gebe es aber "keine direkte Beziehung", erläuterte Tom Tahan, Marketing-Manager bei der Firma aus dem Silicon Valley im Gespräch mit heise online. Grund für den überraschenden Anschluss an die TCG sei, dass Sun schon immer offene Standards unterstützt habe und sich die gerade überarbeitete Spezifikation des Konsortiums in die richtige Richtung entwickle. Eine sichere Datenverarbeitung sei fundamental zum Schutz von kritischen Infrastrukturen, Unternehmensnetzwerken und PCs, ergänzt Whitfield Diffie, Suns Kryptoguru. Im Rahmen der TCG wolle man nun gemeinsam an diesem Ziel arbeiten.

Der im Frühjahr gegründeten TCG gehören inzwischen rund 40 Firmen an. Das sind deutlich weniger als die etwa 200 Unternehmen, die sich einst dem Vorgänger TCPA angeschlossen hatten. Den Schwund erklärt sich Mark Schiller, Strategieleiter des "Trust, Security and Privacy"-Programms bei HP, mit den "höheren Verbindlichkeiten", die mit dem Eintritt bei der TCG verbunden seien. Dafür habe man jetzt aber beispielsweise mehr Geld fürs Marketing zur Verfügung. Die will die TCG unter anderem in die Entwicklung eines Logos stecken, das aber frühestens im nächsten Jahr vorgestellt werden soll. Das Konsortium erhofft sich dadurch einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie Intel mit seinem "inside"-Sticker. Um die Kritiker der TCG zu beruhigen, welche die Vereinigung als rechten Arm der Medienindustrie und die einzige sinnvolle Anwendung ihrer bisherigen Spezifikationen im "Digital Restriction Management" sehen, wird aber vermutlich weder der Beitritt Suns noch das angekündigte Logo ausreichen. (Stefan Krempl) / (wst)