Toll Collect ruft Maut-Erfassungsgeräte zurück

Wegen erheblicher Softwarefehler will das LKW-Maut-Betreiberkonsortium Toll Collect die On Board Units (OBUs) kostenlos nachbessern.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Pannenserie bei der Einführung des deutschen Mautsystems Toll Collect reißt nicht ab: Nachdem Spediteure schon länger beklagt hatten, dass die Erfassungsgeräte, so genannte On Board Units (OBUs), erhebliche Mängel offenbaren, räumte jetzt das Betreiberkonsortium in einem Brief erstmals technische Fehler ein. Zahlreiche On Board Units reagieren demnach nicht auf Eingaben, lassen sich nicht ausschalten, zeigen unterschiedliche Mauthöhen auf identischen Strecken an oder weisen Strecken als mautfrei aus, obwohl diese mautpflichtig sind.

Offenbar wurden sowohl Erfassungsgeräte von Grundig als auch von Siemens VDO mit erheblichen Softwarefehlern ausgeliefert, sodass sich Systembetreiber Toll Collect gezwungen sieht, diese in einer groß angelegten Rückrufaktion zu erneuern. Für die Spediteure soll der Austausch der Geräte kostenlos sein. Recherchen von heise online im Raum Hannover haben ergeben, dass defekte On Board Units keineswegs Einzelfälle sind. So gab ein Spediteur an, dass von 16 Geräten 15 unbrauchbar seien -- obwohl man zwischenzeitlich mehrere ersetzt habe.

Das Toll-Collect-System von DaimlerChrysler, Deutsche Telekom und dem französischen Autobahnbetreiber Cofiroute wurde seit Mitte 2002 nach eigenen Angaben von 2000 Verkehrsexperten und Programmierern im Eiltempo entwickelt. Bei der Kommunikation setzt Toll Collect auf die GSM-Technik, wie sie herkömmliche Mobiltelefone verwenden. Fahrdaten und die per GPS ermittelten Positionen werden darüber an die Toll-Collect-Zentrale weitergegeben. Diese Form der Kommunikation hat sich in der seit Ende August laufenden Testphase aber ebenfalls als störanfällig erwiesen.

Wann Toll Collect, das einst als "weltweit modernstes und intelligentestes System" gepriesen wurde, in den Regelbetrieb gehen wird, ist weiterhin fraglich. Der für den 2. November geplante Start dürfte kaum noch einzuhalten sein. Jeder Monat Verzögerung kostet den Staat geschätzte 163 Millionen Euro an Einnahmen. Die Bundesregierung will deshalb Schadenersatz von Toll Collect. Spediteure kommentierten den Brief von Toll Collect unterdessen bissig: "Wir sollen uns jetzt wohl auch noch bei Toll Collect bedanken, dass sie so großzügig sind, die fehlerhaften Geräte kostenlos zu reparieren." (pmz)