Hoffmann und Campe erwartet Vorschläge von Google

Nach Vorlage einer abgeschwächten Version der Vereinbarung zur Digitalisierung von Büchern erwartet der Verlag, dass Google auf die deutschen Verlage zugeht.

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In der Auseinandersetzung um die Digitalisierung von Büchern durch Google erwartet der Verlag Hoffmann und Campe jetzt Vorschläge des US-Unternehmens. Google müsse nach der Vorlage einer abgeschwächten Version der Vereinbarung zur Digitalisierung von Büchern für das Internet auf die deutschen Verlage zugehen und sagen, wie es nun weitergehen soll, sagte der verlegerische Geschäftsführer von Hoffmann und Campe, Günter Berg, am heutigen Montag im Deutschlandradio Kultur.

Nach monatelangen Verhandlungen hatten sich Google, US-Autoren und Verleger darauf geeinigt, den Geltungsbereich der Vereinbarung auf Bücher zu beschränken, die urheberrechtlich in den USA, Kanada, Großbritannien oder Australien registriert sind. Damit wären mehr als 95 Prozent der Bücher, die in Deutschland oder anderen Ländern außerhalb dieses Geltungsbereiches verlegt wurden, nicht mehr Bestandteil des "Google Book Settlements".

"Warum nicht gleich so", fragte Helga Trüpel, Vizepräsidentin des Kulturausschusses im Europaparlament. "Der neue Vergleich beschränkt sich nun auf Länder mit einer gemeinsamen Rechtstradition." Google müsse nun neue Modelle mit europäischen und deutschen Urhebern finden.

"Wenn der Suchmaschinenbetreiber vor dem ursprünglichen "Google Book Settlement" nur einmal mit den deutschen Verlagen geredet hätte, hätte es den Zirkus der letzten Monate nicht geben müssen", sagte Berg. Die Verlage seien uncharmant behandelt worden, ein starkes Buchland wie Deutschland hätte in die Verhandlungen zu der Vereinbarung einbezogen werden müssen.

Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, hatte am Samstag im Deutschlandradio Kultur gesagt, es sei für sein Rechtsempfinden unterträglich gewesen, dass vor Gericht in den USA über den Umgang mit deutschsprachigen Büchern verhandelt werde. Das sei nun aus dem Weg geräumt. Allerdings sei dies kein Erfolg, denn es sei nun zu befürchten, dass Europa, mit Ausnahme von Großbritannien, von der Buch-Digitalisierung abgeschnitten werde.

Berg teilt diese Befürchtungen nicht rundweg. Google dürfe weiterhin deutsche Bücher einscannen, wie zum Beispiel in den großen Münchner Bibliotheken, die Vertragspartner seien. Google dürfe die Bücher aber nicht im Internet bereitstellen. Die Gespräche mit den europäischen Verlagen seien dadurch aber nicht gestoppt worden.

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(anw)