Kommen bald Apple-Geräte mit Zwangswerbung?

Apple hat einen Patentantrag gestellt, in dem eine Methode beschrieben wird, mit der sich ein Betriebssystem so konfigurieren lässt, dass es Programmfunktionen nur dann ausführt, wenn der Nutzer zuvor nachweislich Werbung konsumiert hat. Bei Nichtaufmerksamkeit sollen sich die Endgeräte per Vollstreckungsroutine auch komplett abschalten lassen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der IT-Konzern Apple ist dafür bekannt, dass er Kunden sehr genau vorschreibt, was sie mit Apple-Produkten tun dürfen und was nicht. Aber ein Betriebssystem so zu konfigurieren, dass es Programmschritte nur dann abarbeitet, wenn der Kunde zuvor nachweislich Werbung konsumiert hat – das geht dann doch ein bisschen zu weit, sollte man meinen. Apple sieht das aber offenbar ein wenig anders: Beim US-Patent- und Markenamt (USPTO) hat der kalifornische Konzern im vergangenen Jahr eine Patentschrift eingereicht, die genau das beschreibt.

Deckblatt des Apple-Patentantrags "Advertisement in Operating System"

Geschützt werden soll laut dem Patentantrag mit der Nummer 20090265214 ("Advertisement in Operating System") eine Methode zur Gestaltung eines Betriebssystems, "das dem Nutzer Werbung präsentiert und während der Präsentation eine oder mehrere Funktionen deaktiviert. Nach der Werbepräsentation aktiviert das Betriebssystem diese Funktionen wieder". Als Anwendungsbeispiel führt Apple etwa eine vergünstigte Abgabe von Produkten mit Betriebssystem-Software an, deren reduzierter Preis über Werbung refinanziert wird. Als Erfinder der Methode wird unter anderem Steve Jobs angeführt.

Veröffentlicht wurde Apples Patentantrag bereits Ende Oktober – und seither spekuliert die IT-Welt, was den Konzern und die Patentanwälte der Sozietät Fish & Richardson wohl dazu bewogen haben könnte, in der Schutzschrift wiederholt von "Vollstreckungsroutinen" zu schreiben, über die Endgeräte mit werbefinanziertem OS unter Umständen komplett abgeschaltet werden können. Und von regelmäßigen Tests, mit denen die Aufmerksamkeit des Nutzers für präsentierte Werbung erzwungen werden soll – und die verschärft werden, sollte der Nutzer einmal nicht aufmerksam auf Werbung reagieren.

Die zum Patent angemeldete Methode erstreckt sich nach Angaben der Verfasser über verschiedene Geräteklassen wie Desktop-PCs, Notebooks, Handys oder Organizer, sie umfasst sowohl software- als auch hardwaregestützte Implementierungen, sie betrifft visuelle und akustische Werbung, und sie ist unabhängig davon, ob Werbung bereits im Geräte-OS vorhanden ist oder nachträglich per Netzwerkverbindung auf das Gerät geladen wird – und Apple will letztlich als Hersteller auftreten, der ein eigenes "Advertisement Management System" mit Usage-Tracking und Sperrlizenz betreibt.

Branchen-Insider gehen davon aus, dass Apple die Idee zum OS-gestützten Werbevermarktungssystem im Zusammenhang mit Überlegungen gekommen ist, wie man selbst ein Stück vom globalen Digital-Werbemarkt abbekommen könnte, ohne sich dabei mit Konkurrenten – etwa dem ungeliebten Platzhirsch Google – verbünden zu müssen. So soll Apple etwa Interesse am Online-Werbevermarkter AdMob gezeigt haben, der sich selbst als Betreiber des "weltgrößten Marktplatzes für Handy-Werbung" bezeichnet. Doch der Deal ist geplatzt: Google kündigte in der vergangenen Woche an, AdMob selbst für 750 Millionen Dollar übernehmen zu wollen. (pmz)