Bundesregierung will Elektromobilität mehr Gewicht einräumen

Während etwa der französische Renault-Konzern schon einen Vertrag über die Abnahme von 100.000 Elektrofahrzeugen in der Tasche hat und sich Hoffnung auf einen Großauftrag der Regierung in Paris machen kann, wird in Berlin erst einmal eine "Geschäftsstelle Elektromobilität" gegründet, die ein hoher Ministerialbeamter führen soll.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat sich zum Abschluss einer zweitägigen Verkehrsministerkonferenz in Heidelberg auch zur Zukunft von Elektrofahrzeugen in Deutschland geäußert. Wie schon in seiner Regierungserklärung am 11. November sagte Ramsauer, dass es sein Ziel sei, "dass wir in Deutschland in Zukunft die besten Elektroautos der Welt bauen". Ramsauers Angaben zufolge wird die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland vom Staat mit 1,4 Milliarden Euro gefördert, weitere 700 Millionen Euro soll die deutsche Wirtschaft aufbringen.

Staatliche Anreize für den Kauf von Elektroautos lehnt Ramsauer aber – wie früher bereits Forschungsministerin Schavan – als "verfrüht" ab. Nach seinen Vorstellungen soll vielmehr die Branche Elektroautos kommerziell so attraktiv machen, dass es gar keiner staatlichen Anreize bedürfe. In welchen finanziellen Sphären sich das dann abspielt, zeigte zuletzt der Energieversorger RWE, der künftig komplette Elektroauto-Pakete vermarkten will. Für ein sogenanntes "e-Paket", bestehend aus einem zum Elektroauto umgerüsteten Fiat 500, einer Ladestation und einem Autostrom-Vertrag mit RWE, werden mal eben 60.000 Euro fällig.

Die schon im Sommer im Rahmen des "Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität" angekündigten Modellregionen mit Strom- und Wasserstofftankstellen würden in den kommenden Monaten entstehen, erklärte Ramsauer weiter. Eingerichtet werden die Modellregionen in Hamburg, Rhein-Ruhr, Rhein-Main, Stuttgart, Leipzig-Dresden, Berlin-Potsdam, Bremen-Oldenburg sowie München und dem Allgäu. In die verschiedenen Elektromobilitätskonzepte sollen neben der Autobranche auch Wirtschaftsverbände und Universitäten eingebunden werden.

Die Bundesregierung hat bei ihrer Klausurtagung auf Schloss Meseberg bei Berlin Mitte der Woche unterdessen festgelegt, dass das Thema Elektromobilität künftig einen höheren Stellenwert einnehmen soll und sowohl beim Wirtschafts- als auch beim Verkehrsministerium angesiedelt wird. Geplant ist dazu unter anderem die Gründung einer eigenen "Geschäftsstelle Elektromobilität", die von einem hohen Ministerialbeamten geführt werden soll. Ob sich der Rückstand in Sachen Elektromobilität gegenüber Nachbarländern wie Frankreich oder Dänemark damit aufholen lässt, ist allerdings fraglich.

So investiert allein der französische Renault-Konzern vier Milliarden Euro in die Elektrofahrzeug-Entwicklung. Die Abnahme von hunderttausend Fahrzeugen hat der Konzern bereits mit dem Projekt Better Place vereinbart (PDF-Datei), das unter anderem in Dänemark eine komplette Elektrofahrzeug-Infrastruktur aufbaut. Und die französische Regierung kündigte an, selbst bis zu 100.000 Elektrofahrzeuge kaufen zu wollen, die dann von Mitarbeitern öffentlicher Unternehmen (Post, Stromversorger EDF, Eisenbahngesellschaft SNCF) und Bediensteten lokaler und nationaler Behörden genutzt werden sollen. (pmz)