Medienkritiker Neil Postman gestorben

Postman, der vor allem das kommerzielle Fernsehen kritisiert hat, starb am vergangenen Sonntag in seinem Wohnort Flushing in der Nähe von New York an Krebs.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 143 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Der amerikanische Medienwissenschaftler Neil Postman ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Postman, der vor allem das kommerzielle Fernsehen kritisiert hat, starb am vergangenen Sonntag in seinem Wohnort Flushing in der Nähe von New York an Krebs, berichtet die New York Times.

Der Wissenschaftler und Autor wurde mit Büchern wie "Wir amüsieren uns zu Tode" (1985) und "Das Verschwinden der Kindheit" (1984) bekannt. In beiden Werken wendet er sich engagiert gegen die Auswirkungen des Fernsehens. Es gefährde die Urteilsbildung der Bürger, argumentierte er. Der Zwang zur Bebilderung führe zu einer Entleerung der Inhalte von Politik und Kultur. Die unterhaltsame Bebilderung aller Inhalte, um möglichst hohe Zuschauerquoten zu erreichen, bewirke eine "Infantilisierung" der Erwachsenen. Der gesellschaftliche Schutzraum der Kinder werde durch die elektronischen Medien zerstört.

Postman hatte einen Lehrstuhl als Kommunikationswissenschaftler und Medien-Ökologe an der Universität New York. Insgesamt war er über 40 Jahre lehrend tätig. In seinen jüngsten Arbeiten nahm der Kämpfer gegen "technologische Verdummung" auch die Auswirkungen der global vernetzten Computerwelt ins Visier. Die Gesellschaft leide an einer Art "kulturellem Aids", meinte er provozierend, "weil unser Immunsystem unter der ungefilterten Informationsflut zusammenbricht." Die weltweite Online-Gemeinschaft verarme auch sinnlich, wenn sie mit Computer-Shopping, Computer-Studium und Computer-Erotik das richtige Leben zu ersetzen versuche.

Postman selbst griff zu Papier und Filzstift, wenn er neue Bücher plante. Computer sollten für ihn "nur zum Programmieren" verwendet werden. Auch von den Schulen verlangt er ein Umdenken: Anstatt den Umgang mit Computern zu lehren, solle den Schülern der Respekt vor der Umwelt vermittelt werden und eine Ethik, die auf den Grundsätzen der großen Religionen aufbaue. In den vergangenen Jahren veröffentlichte der Vater von drei erwachsenen Kindern noch die Werke "Keine Götter mehr. Das Ende der Erziehung" (1995) über den Einfluss der Medien auf das Wertesystem der Kinder und "Die zweite Aufklärung. Vom 18. ins 21. Jahrhundert" (1999).

Siehe auch: (anw)