Open-Source-Karte mit Routing-Funktion

Als wir in Heft 9/2008 ĂĽber ein Projekt namens Open Street Map berichtet haben, dachte ich mir: nette Idee, aber bis das etwas wird, vergehen Jahre. Ich habe mich geirrt.

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Als wir in Heft 9/2008 über ein Projekt namens Open Street Map berichtet haben, dachte ich mir: nette Idee, aber bis das etwas wird, vergehen Jahre. Ich habe mich geirrt. Das Prinzip von Open Street Map (OSM) beruht darauf, dass Freiwillige mit GPS-Geräten ihre Wege aufzeichnen und diese Daten zu einer kostenlosen digitalen Karte zusammenfügen. Irgendwann soll auf diese Weise jeder Weg, jeder Pfad, jede Straße erfasst sein. Nur wann? Damals, im Herbst 2008, war die OSM-Karte in einigen Bereichen schon sehr viel detaillierter als kommerzielle Karten – etwa im Berliner Tiergarten. Doch draußen, in der weiten Provinz? Au weia. Meine westfälische Heimatstadt Bocholt, mit gut 73.000 Einwohnern sooo klein nun auch wieder nicht, bestand im Wesentlichen aus zwei sich kreuzenden Hauptstraßen und einem Stadtring.

Nun bin ich doch noch zum OSM-Fan geworden. Dabei hatte ich mir längst für gutes Geld eine Navteq-Karte für mein Garmin angeschafft und war bisher recht zufrieden damit. Doch Garmin und Navteq haben es geschafft, mich in die offenen Arme der Open-Source-Bewegung zu treiben. Und das kam so: Bei einem Wohnungseinbruch wurden mir Rechner und Navi gestohlen. Die Original-DVD mit der Europakarte war zwar noch da, aber sie musste für die neuen Geräte freigeschaltet werden. Noch nie habe ich bei einer Software-Installation soviel geflucht: Der Zugang zur Karte ist dermaßen mit Kundennummern, Seriennummern, Gerätenummern, Geräte-IDs und 25-stelligen Freischaltcodes verbarrikadiert, dass es die einfachste Lösung wäre, demnächst wieder rechts ran zu fahren und nach dem Weg zu fragen.

Also riskierte ich einen Blick auf OSM. Und siehe da: In Hannover ist die Karte mittlerweile so detailliert, dass praktisch jedes Zoogehege, jeder Trampelpfad und jeder Briefkasten verzeichnet ist. Selbst in Bocholt habe ich auf Anhieb keine Lücken gefunden. Aber das Beste ist: Mittlerweile gibt es die OSM-Karten sogar in einem routingfähigen Format für Garmin-Geräte, beispielsweise hier. Das Prozedere: runterladen, entpacken, aufs Navi überspielen, losfahren. Auf einer längeren Tour durch den Harz hat mich die OSM-Karte brav und fehlerfrei geführt.

Zugegeben: Hier und dort ist die OSM-Karte noch etwas fadenscheinig, etwa in Bocholts Nachbarstadt Rhede (gut 19.000 Einwohner). Aber das lässt sich ändern: Wenn ich das nächste Mal da bin, werde ich die letzten weißen Flecken tilgen. Mittlerweile habe ich die Navteq-Karte zwar tatsächlich reaktivieren können, aber ich werde künftig doch lieber die OSM-Karten nutzen. Routingfähige Navigation für Fußgänger und Radfahrer – wer kann das sonst noch bieten?

(bsc)