Ex-BenQ-Geschäftsführer Michael G. hat gekündigt. Endlich!

Michael G. war der Gründungsgeschäftsführer von BenQ-Deutschland. Jetzt hat er das Handtuch geschmissen. Das Motto: Raus aus der Sackgasse!

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

BenQ-Gründungsgeschäftsführer Michael Grote

(Bild: BenQ)

Lieber Ex-BenQ-Manager Michael Grote,

seit ein paar Tagen sind Sie nicht mehr Angestellter von BenQ. Sie hatten zum Jahresende gekündigt. Endlich gekündigt, wie man vielleicht sagen kann. Denn BenQ war schon lange nicht mehr Ihre Firma. Trotzdem kann ich verstehen, dass Ihnen die Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, "sehr schwer gefallen" ist, wie Sie in einer Mail an Geschäftspartner und Freunde schreiben. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, und ein bisschen ist BenQ-Deutschland ja auch Ihr Baby gewesen. Als Geschäftsführer des Unternehmens haben Sie, wie Sie in der Mail schreiben, "viel erlebt". Das kann man wohl sagen! BenQ hat in den ersten Jahren nach der Ablösung aus der Acer-Familie eine sehr frische Brise in den IT-Markt gebracht. Damit war es nach dem Siemens-BenQ-Mobile-Desaster quasi von einem Tag auf den anderen vorbei. Es war für Sie und BenQ wie ein Fallbeil. Die Anwender in Deutschland wollten von BenQ plötzlich nichts mehr wissen und boykottierten die Marke. Bis heute ist es dem Unternehmen nicht gelungen, den Schaden von damals reparieren. Heute ist BenQ in Deutschland nur noch ein Statist auf der Bühne des IT-Marktes.

Lieber Herr Grote, Sie haben die Geschäftsführung von BenQ Deutschland bereits Mitte 2007 an den Österreicher Matthias Grumbir abgegeben, sind aber im Konzern geblieben, um andere Aufgaben zu übernehmen. Welche genau, ist mir bis heute nicht so recht klar, irgendetwas mit Europa. Im April dieses Jahres wurden Sie als Mitglied in das "BenQ Strategy Advisory Board" berufen; ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Sie sich anfangs auf diese Aufgabe fernab vom operativen Geschäft gefreut haben. Doch die Ernüchterung folgte wohl bald. Wie man hört, haben Sie fleißig Ideen und Konzepte entwickelt, die von den Männern im BenQ-Headquarter in Taiwan zwar auch freundlich entgegen genommen wurden, anschließend aber in irgendwelchen Schubladen verschwanden. Man kann auch sagen: im Papierkorb. Das muss sehr frustrierend sein.

Irgendwann muss dann auch mal Schluss sein. Irgendwann muss man sich dann auch mal fragen: Was soll das eigentlich? Ich bin 40 Jahre alt – ist es das, wovon ich immer geträumt habe? Will ich das die nächsten 20 Jahre so weiter machen? Sie, lieber Herr Grote, haben sich entschieden, Ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Sie haben gesagt, dass Sie so nicht weitermachen wollen. Sie haben gekündigt, auch ohne anschließend gleich wieder die (scheinbare) Sicherheit einer neuen Stelle zu haben. Welche Wendung Ihr Leben nun nimmt, steht noch nicht fest. Vielleicht werden wir Sie schon bald wieder in einer Management-Position sehen, vielleicht aber auch kaufen Sie sich sich in eine Firma ein und werden Unternehmer. Dabei kann es sich auch um ein IT-Handelsunternehmen oder ein Systemhaus handeln, wie Sie es mir mal als mögliches Zukunftsszenario geschildert hatten.

Lieber Herr Grote, wie viele von uns stehen jeden Morgen auf und schleppen sich eher lustlos an ihren Arbeitsplatz. Irgendeine Begeisterung? Fehlanzeige. Trotzdem kriegen wir nicht die Kurve, um uns zu verändern. Es sind vor allem zwei Gründe: Angst und Bequemlichkeit. Die Angst zu scheitern, die Angst, dass wir vom Regen in die Traufe kommen, die Angst, dass der Zug abfährt und wir bleiben auf dem Bahnsteig zurück. Der zweite Grund ist die Bequemlichkeit; trotz aller Widrigkeiten und Unzufriedenheit ist der gegenwärtige Job für uns doch so etwas wie eine Komfortzone. Wir wissen immer, was uns erwartet, auch wenn es nichts Gutes ist. Das hat für viele uns einen Wert. Veränderung dagegen bedeutet immer, sich aus der Komfortzone zu begeben, hinein ins Ungewisse. Das mögen viele von uns gar nicht. Deshalb bleiben die meisten Menschen dort, wo sie sind, auch wenn es ihnen da nicht gefällt.

Wie gesagt: Wenn man einen Job hat, der einen nervt, langweilt oder den man hasst, und man hat ein paar Fähigkeiten und Fertigkeiten zu bieten, dann muss mit diesem Job auch mal Schluss sein. Auch wenn man glaubt, viel zu verlieren zu haben. Man hat auf der anderen Seite auch viel zu gewinnen. Man muss nur den Mut aufbringen, wie Sie es jetzt getan haben, lieber Herr Grote. Sie haben bei BenQ Ihren persönlichen Schlusstrich gezogen. Um es noch einmal zu sagen: Endlich! Höchste Zeit! Sie wären dort sonst noch versauert. Ob BenQ noch eine Zukunft in Deutschland hat, ist ungewiss. Besser, Sie nehmen die Ihre in die eigene Hand. Dabei viel Glück und Erfolg!

Beste Grüße!

Damian Sicking

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