Bedien-Interfaces: Microsoft lässt die Muskeln spielen

Microsoft Research entwickelt neue Eingabesysteme, mit denen sich Computer, Spiele oder MP3-Player über reine Muskelreize steuern lassen, ohne dass die Hände einen Knopf drücken müssen.

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Microsoft Research hat neue Forschungsergebnisse zu Eingabesystemen veröffentlicht, die die Steuerung von Computern, MP3-Playern oder Videospielen durch reine Muskelreize erlauben. Das muCIs (Muscel-Computer Interfaces) genannte System empfängt mittels Elektromyografie (EMG) über Hautelektroden elektrische Impulse von Muskelzellen und wertet diese zur Steuerung aus. In einem Demonstrationsvideo steuern Probanden darüber einen MP3-Player beim Joggen oder spielen eine Runde Guitar Hero ohne Gitarrencontroller.

Microsofts muCIs soll einzelne Fingerbewegungen mit Hilfe von Unterarmelektroden auf der Haut erkennen.

(Bild: Microsoft)

Die muCIs sollen vor allem zum Einsatz kommen, wenn Anwender ihre Hände bereits anderweitig benötigen und sie nicht zum Drücken eines Knopfes oder Halten eines Controllers frei haben. Ein Armband mit zehn Elektroden, das unterhalb des Ellenbogengelenks getragen wird, sei in der Lage, unterschiedliche Fingerbewegungen und Muskelanspannungen in der Hand zu registrieren und einzelnen Befehlen zuzuweisen. Das funktioniere auch, wenn der Anwender die Hände bereits voll habe und einen Becher oder eine Tasche trage. Die Erkennungsraten bisheriger Laborversuche lägen zwischen 79 und 88 Prozent.

Neben der Verbesserung der Erkennungsrate in Alltagssituationen arbeiten die Forscher auch an einer Kombination des EMG-Interfaces mit anderen Eingabegeräten. So könnte das System etwa Multitouch-Bildschirme ergänzen, indem es registriert, mit welchem Finger der Anwender den Bildschirm drückt; das System soll dann abhängig davon unterschiedliche Funktionen ausführen. Denkbar sei beispielsweise ein Malprogramm, bei dem jeder Finger eine andere Farbe aktiviert.

Vorstellbar ist auch eine Kombination der EMG-Armbänder mit dem Natal-Kamerasystem, das zwar Arm- und Bein-, aber keine Fingerbewegungen erkennen kann. Doch während Experten damit rechnen, dass das Project Natal bereits zum Jahresende für die Xbox 360 erscheint, wird die Entwicklung der EMG-Armbänder wohl noch etwas länger dauern, bis sie den Sprung vom Labor in den Alltag schaffen. (hag)