Österreichs Provider gemeinsam gegen Spam

Die österreichischen Internetprovider haben eine Vereinbarung über das Verhalten gegenüber Spam und Spammern geschlossen.

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Die österreichischen Internetprovider haben am gestrigen Mittwochabend eine Vereinbarung über das Verhalten gegenüber Spam und Spammern geschlossen. Wie der Providerverband ISPA in Wien mitteilte, ist der "Spam Code of Conduct" sofort in Kraft getreten. Die Maßnahmen reichen von Änderungen in den AGB über Scans im eigenen Netz bis zu Whitelists. Spam wird dabei als "vom Empfänger unverlangte und unerwünschte, vom Verursacher massenweise oder zum Zwecke der Direktwerbung versandte E-Mail" definiert. Dies muss sich nicht notwendiger Weise mit der gesetzlichen Definition decken, die bei der letzten Novelle des TKG zum Missfallen der Provider stark aufgeweicht wurde.

Als konkrete Maßnahme gegen aktive Spammer (auch via Open Relays oder Open Proxys) ist zunächst eine Aufforderung an den jeweiligen Kunden vorgesehen, seine Tätigkeit sofort einzustellen. Erfolgt keine Reaktion oder ist Gefahr in Verzug, sollen auch technische Maßnahmen (Portsperren, Sperre der IP-Adressen u.a.) greifen. "Nach Nachweis oder glaubwürdiger Darstellung der Problembehebung" soll eine Entsperrung zügig abgewickelt werden.

Über ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen werden die ISPA-Mitglieder ihre Kunden dazu verpflichten, "geeignete und ausreichend sichere technische Einrichtungen und Einstellungen" an ihren Systemen vorzunehmen. Gibt es dennoch Schwierigkeiten für den Provider oder Dritte, beispielsweise durch offene Mailrelays, sind Kunden künftig zur Schad- und Klagloshaltung verpflichtet. Vorbeugend wollen die Provider ihre eigenen Netzbereiche nach offenen oder ungenügend gesicherten technischen Einrichtungen scannen. Dienstleistungen, bei denen Spamming bewusst in Kauf genommen oder gar gefördert wird, sind in der österreichischen Branche nunmehr auch offiziell geächtet.

Daneben soll auch eingehender Werbemüll bekämpft werden -- allerdings nur mit Wissen des jeweiligen Empfängers. Die Kunden sollen sowohl über Spam an sich als auch die angebotene Anti-Spam-Software aufgeklärt werden. "Nach Möglichkeit" sollen User in der Lage sein, sich über die möglicherweise anfallenden "false positives" (fälschlich als Spam deklarierte Mail) zu informieren. Gemeinsam wollen sich die Unternehmen an internationale Konventionen, wie etwa jene des RIPE halten. Zudem wird eine nationale Provider-White-List mit eigener Policy eingeführt, die "trotz der Trägheit von Block-Lists den ungestörten E-Mailverkehr innerhalb der österreichischen ISP" sicherstellen soll. Gelangt ein ISPA-Mitglied zu Unrecht auf eine internationale Block-List, soll diese von der White-List überstimmt werden. Tatsächlich gibt es bereits vereinzelt Probleme beim innerösterreichischen Mailversand, da einige (auch große) Provider auf Abuse-Mails einfach nicht reagieren und so auf den schwarzen Listen landen. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)