Ubuntu 23.04: Neuer Installer, Gnome 44, mehr Snap

Canonical hat Ubuntu 23.04 veröffentlicht. Das Zwischenrelease wird für neun Monate mit Aktualisierungen versorgt und bringt Gnome 44 und einen neuen Installer.

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(Bild: c't/ndi)

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Von
  • Martin Gerhard Loschwitz
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Ubuntu-Fans wissen: April ist Release-Zeit, und auch dieser April ist keine Ausnahme. Canonical hat die Version 23.04 "Lunar Lobster" seiner Linux-Distribution Ubuntu veröffentlicht. Seit gestern stehen die entsprechenden Installationsabbilder auf den Servern des Projektes zur Verfügung. Weil es sich nicht um ein Release mit Langzeitunterstützung (LTS) handelt, verspricht Canonical lediglich neun Monate Unterstützung, bis es von Ubuntu 23.10 im Herbst abgelöst wird.

Nutzer, die ihr bestehendes Ubuntu-Systeme upgraden, dürften eine der größten Neuerungen verpassen. Das neue Ubuntu bringt endlich den lange erwarteten, neuen Installer. Der wurde mit Googles UI-Framework Flutter entwickelt und baut auf dem Ubuntu-Server-Installer Subiquiti auf. Die Ubuntu-Entwickler hatten die neue Installationsroutine in der Vergangenheit bereits in Aussicht gestellt und dann doch nicht geliefert.

Der neue Installer wirkt deutlich moderner und fügt sich besser in den restlichen Ubuntu-Look ein, als der angestaubte Vorgänger. Wer viele Systeme mit Ubuntu pflegt und sich eine automatische Installation gezimmert hat, hat nun aber auch ein bisschen Arbeit vor der Brust. Denn der neue Installer benötigt eine neue Konfiguration für die automatische Installation. Vorhandene Einstellungen lassen sich nicht übernehmen.

(Bild: c't/ndi)

Im Gegenzug bringt der neue Installer Features mit, die insbesondere für Unternehmenskunden interessant sein dürften. Ubuntu-Systeme lassen sich jetzt bei der Installation in eine Azure-Active-Directory-Domäne (Azure AD) einfügen. Davon profitieren Kunden mit Microsoft-365-Enterprise-Abo. Die können sich am Desktop künftig nämlich mit den Zugangsdaten von Microsoft 365 oder Azure anmelden. Canonical will die neue Funktion "aad-auth" in Ubuntu 23.04 testen, bevor sie in Ubuntu 22.04 LTS rückportiert werden soll.

Eine der auffälligsten Änderungen aus Anwendersicht ist die Integration von Gnome 44. Der Desktop kommt inzwischen ganz ohne GTK 3 aus und liefert selbst auch etliche nützliche neue Funktionen. Grundlegend überarbeitet haben die Entwickler beispielsweise das "Schnelle Einstellungen"-Menü, das Teil der Leiste am oberen Bildschirmrand ist und mittels Mausklick den Weg zu Einstellungen für WLAN, Bluetooth & Co. freigibt. Eine separate Schaltfläche erlaubt nun das Anfertigen von Screenshots per Mausklick. Überarbeitet haben die Gnome-Entwickler auch den Dateimanager Nautilus, der jetzt beispielsweise in der Listenansicht den Inhalt von Ordnern als ausgeklappte Liste anzeigt, wenn man den entsprechenden Ordner auswählt.

Auch im Ubuntu Dock tut sich etwas: Ubuntu 23.04 übernimmt die neue Gnome-44-Funktion, für ungelesene Benachrichtigungen einer App deren Symbol mit einem entsprechenden Hinweis zu versehen. Konkret erscheint bei ungelesenen Benachrichtigungen über dem Symbol der Anwendung ein Kreis mit einer Zahl darin, die die Anzahl der ungelesenen Benachrichtigungen wiedergibt. Ganz rund läuft diese Funktion allerdings noch nicht. Für Apps, die selbst Benachrichtigungen senden, zeigt GNOME nicht nur diese Benachrichtigung als ungelesen an, sondern erstellt auch eine Benachrichtigung für die ungelesene Benachrichtigung und erhöht den Zähler in der Anzeige über dem Icon. Für jede Telegram-Nachricht behauptet das Dock beispielsweise, es seien zwei ungelesene Nachrichten vorhanden.

Zwei offizielle Ubuntu-Derivate, die Canonical "Flavours" nennt, halten mit Ubuntu 23.04 Einzug in die Distributionsfamilie: Für den Cinnamon-Desktop stand bis dato nur ein Community-basierter Flavour zur Verfügung. Diesen adelt Ubuntu nun zum offiziellen Projekt. Pädagoginnen und Pädagogen freuen sich zudem über die Rückkehr von Edubuntu, das erstmals seit langer Zeit eine Aktualisierung bekommt. Edubuntu ist eine für Bildungsbetrieb gemachte Variante von Ubuntu, die vorrangig Lernsoftware enthält.

Der Konflikt Snap versus Flatpak setzt sich in Ubuntu 23.04 fort. Sämtliche Ubuntu-Flavours kommen in Ubuntu 23.04 ab Werk ohne Unterstützung für Anwendungen im Flatpak-Format daher. Die bisher bei einigen Derivaten noch mitgelieferten Werkzeuge zur Nutzung von Flathub sind nicht mehr vorinstalliert. Flatpak ist ein Container-basiertes Anwendungsformat auf Basis freier Software, das in direkter Konkurrenz zu Canonicals eigenem Format Snap steht. Nutzer, die Flatpak gegenüber Snap vorziehen, können die Funktion aber leicht nachrüsten.

Die restlichen Neuerungen in Ubuntu 23.04 sind schnell zusammengefasst. Canonical betreibt Modellpflege und sorgt wie üblich für frische Software. Neben Linux 6.2, das für bessere Kompatibilität mit moderner Hardware sorgt, ist auch Firefox 111, Thunderbird 102 und LibreOffice 7.5. an Bord. Bei letzterem haben die Entwickler allerdings das Icon-Thema ausgetauscht, sodass es moderner und frischer daherkommt.

Wer Ubuntu 23.04 nutzen möchte, kann das Installationsabbild im Downloadbereich der Ubuntu-Website herunterladen. Wer Ubuntu 22.10 nutzt, sollte im Laufe der nächsten Woche über die Aktualisierungsverwaltung informiert werden, dass ein Upgrade auf Ubuntu 23.04 verfügbar ist. Das Upgrade lässt sich aber auch manuell anstoßen.

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(ndi)