Fehlender Stromnetzausbau: 70 Wärmepumpen von Vonovia bleiben kalt

Die Umstellung von Heizungen auf Wärmepumpen stellt Stromnetze vor große Herausforderungen. Dies bekam jetzt der Wohnungskonzern Vonovia zu spüren.

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Luft-Luft-Wärmepumpe zur Kühlung oder Heizung des Hauses.

(Bild: NAPA/Shutterstock.com)

Update
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Die Ankündigung von Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia dürfte ganz nach dem Geschmack der amtierenden Bundesregierung sein: Konventionelle Heizungen werden Schritt für Schritt durch Wärmepumpen ersetzt, hieß es jüngst in der Mitteilung des Geschäftsergebnisses. Allein: Wenn der Strom fehlt, bleibt es kalt. Genau mit dieser Situation kämpft Vonovia laut eines Berichts der Nachrichtenagentur dpa aktuell bei 70 installierten Wärmepumpen. Sie konnten wegen eines fehlenden Ausbaus des Stromnetzes bislang noch nicht angeschlossen werden.

Dabei hat das Unternehmen, das in Deutschland, Schweden und Österreich rund 550.000 Wohnungen besitzt und in Deutschland 71.000 Wohnungen verwaltet, eigentlich noch viel größere Pläne: 6000 Wärmepumpen sollen im Rahmen eines Sonderprogramms innerhalb von fünf Jahren installiert werden. Im September vergangenen Jahres wurden bereits 115 aufgebaut, um damit 671 Wohnungen zu beheizen. Vonovia plant außerdem den Aufbau von Photovoltaik-Anlagen, um mit Sonnenstrom zumindest einen Teil der Energie selbst zu erzeugen.

Für den restlichen Strom ist das Unternehmen, wie alle anderen Haushalte, auf das örtliche Stromnetz angewiesen. Dies sieht sich angesichts des gesetzlich geplanten massiven Umschwenkens von Gas- und Ölheizungen auf Wärmepumpen großen Herausforderungen gegenüber. Hinzu kommt noch die Elektromobilität. Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller warnte schon im Januar in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung davor, dass Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten seien, da weiterhin sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden.

Im aktuellen Fall habe der zuständige Netzbetreiber aber viel Zeit gehabt, sich auf den Anschluss der Wärmepumpen vorzubereiten, nimmt der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) die Wohnungsbaugesellschaft in Schutz. So sei es zwei Jahre im Voraus angezeigt worden, dass die Wärmepumpen kommen werden. Auch zwischenzeitlich habe es weitere Hinweise gegeben. Laut BWP ein "vollkommen ausreichender Vorlauf", um die nötige Infrastruktur zu schaffen. Der BWP appelliert an die Netzbetreiber, solche Anmeldungen ernst zu nehmen. Im Übrigen seien Einfamilienhäuser und Zweifamilienhäuser von den Problemen nicht betroffen, da hier die Wärmepumpe grundsätzlich angeschlossen werde. Zwar sei die Anlage in diesen Fällen anzeige-, aber nicht genehmigungspflichtig.

Die Bundesregierung selbst erwartet bis zum Jahr 2045 eine Verdoppelung des heutigen Strombedarfs von 500 auf 1000 Terawattstunden. Schon in sieben Jahren, 2030, soll der Strombedarf auf 750 Terawattstunden steigen. Ein Ausbau des Niederspannungsnetzes innerhalb dieser kurzen Zeitspanne ist laut Experten nicht nur volkswirtschaftlich unrealistisch – er dürfte auch, wenn er gewollt wäre, kaum zu schaffen sein. Mit intelligenter Steuerung in Smart Grids sollen deshalb die größten Stromverbraucher in den Haushalten steuerbar sein.

Schon heute gibt es die sogenannte EVU-Sperre bei Wärmepumpenstromtarifen. Für einen günstigeren Strompreis nehmen Wärmepumpenbesitzer in Kauf, dass der Energieversorger die Anlage in Spitzenlastzeiten abschalten kann. Über die sogenannte Rundsteuertechnik – einem Impulssignal, das die Netzspannung überlagert – darf die Wärmepumpe dreimal täglich für höchstens zwei Stunden am Stück abgeschaltet werden. Die Zeit zwischen Heizpausen muss dabei mindestens so lang sein wie die Sperrzeit.

Update

Es wurde eine Stellungnahme des Bundesverbands Wärmepumpe ergänzt.

(mki)