KI im Bildungsbereich: Faktor Mensch nicht unterschlagen

Massimo Cancellara weist auf die Wichtigkeit von menschlichen Lernhelfern hin und dass auch der Datenschutz beim Einsatz von KI nicht vergessen werden sollte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen

(Bild: YAKOBCHUK VIACHESLAV/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Führende digitale Nachhilfe- und Weiterbildungs-Anbieter haben sich bereits zu einem Einsatz von Künstlicher Intelligenz in ihren Programmen bekannt. Massimo Cancellara, Gründer und CEO des Online-Nachhilfe-Anbieters Easy-Tutor, weist in diesem Zusammenhang auf die wichtige Bedeutung des Faktors Mensch hin. Er fordert einen reflektierten Umgang mit KI – auch in Hinsicht auf den Datenschutz.

Cancellara erklärt: "Was KI nicht ersetzen kann, ist aus meiner Sicht der benötigte menschliche Faktor, also die Lehrkraft oder Tutor:in selbst. Eine KI kann nicht persönlich auf die lernende Person eingehen, geduldig Lösungswege erproben und immer wieder neu motivieren."

Unter anderem das niederländische Unternehmen GoodHabitz, das digitale Weiterbildungsangebote entwickelt, hatte am vergangenen Mittwoch erklärt, dass es die Integration von Chat-GPT vornehme. Mittels KI solle etwa ein intelligenter "Kursexperte" die Kursinhalte der Nutzerinnen und Nutzer anreichern. Der Nachhilfe-Anbieter GoStudent plant zur Entlastung seiner Tutorinnen und Tutoren einen Unterrichtsplan-Generator, der auf den jeweiligen Lehrplan geschult ist, und der laut dem Unternehmen durchschnittlich 15 Minuten pro Unterrichtsstunde einsparen könne. Simpleclub setzt bereits auf den Einsatz einer KI-basierten Übungsapplikation, die den Lernenden zum gewählten Thema unbegrenzt viele unterschiedliche Übungsaufgaben im passenden Schwierigkeitsgrad zur Verfügung stellt.

Cancellara pocht darauf, dass KI als reines Tool, das die Arbeitsabläufe und Prozesse rund um das Lernerlebnis effizienter gestaltet, eingesetzt werden sollte, es aber nicht erstrebenswert sei, "KI in der Zukunft als den effektiveren Ersatz von Lehrer:innen oder Tutor:innen zu sehen". Auch er sieht die Aufgaben der KI eher im Erstellen von individuellen Lehrplänen oder dem automatisierten Buchen von Nachhilfeterminen. Dies solle aber darauf hinauslaufen, dass so "mehr Zeit zum gemeinsamen Üben und für zwischenmenschliche Interaktion [bleibt]".

Der Easy-Tutor CEO weist zudem darauf hin, dass der Einsatz von KI auch den Datenschutz nicht unterlaufen dürfe. Das Unternehmen reagiere deshalb momentan "eher zurückhaltend und beobachtend auf die derzeitigen Entwicklungen", auch wenn KI "entscheidende Vorteile für die Online-Nachhilfe" bringen könne.

"Die meisten heutigen KI-Anwendungen werden nicht selbst von Bildungsanbietern entwickelt, sondern basieren auf den bekannten Open-Source-Technologien US-amerikanischer Unternehmen, mit denen dann die anfallenden Daten geteilt werden. Wichtig zu bedenken dabei: Personengebundene Daten von Kindern und Jugendlichen sind besonders zu schützen. Abzuwarten ist deshalb, wie hier in Deutschland und in der EU in Zukunft regulatorisch angesetzt wird, um den Einsatz Künstlicher Intelligenz sicher und vertrauenswürdig zu gestalten – vor allem im Bereich der Bildung", schließt Cancellara.

Auf EU-Ebene wird weiterhin ein AI-Act (AIA) verhandelt. Mit diesem könnten Künstliche Intelligenzen beispielsweise in verschiedene Risikokategorien unterteilt werden.

(kbe)