Chips-Gesetz: EU startet Frühwarnsystem für künftige Halbleiter-Engpässe

Die EU-Kommission hat angesichts der Chipkrise ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, um früh kritische Störungen in der Halbleiter-Lieferkette herauszufinden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen

(Bild: Maksim Shmeljov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Organisationen, die in der Halbleiter-Wertschöpfungskette tätig sind, können "frühe Anzeichen für Störungen" jetzt über ein Online-Formular der EU-Kommission melden. Das ist der Kern eines Halbleiter-Warnsystems auf Basis der geplanten europäischen Chip-Verordnung, für das die Brüsseler Regierungsinstitution am Mittwoch ein Pilotprojekt begonnen hat. Das Instrument soll frühzeitig auf sich abzeichnende Lieferengpässe aufmerksam machen und so helfen, die in einigen Sektoren andauernde Chipkrise zu bekämpfen.

Über die in Form einer Umfrage gehaltene Webseite will die Kommission Informationen sammeln, die für eine genaue Risikobewertung und eine rasche Reaktion auf mögliche Krisensituationen durch die Europäische Halbleiter-Expertengruppe (ESEG) erforderlich sind. Letztere dient als Plattform für die Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten. Sie soll die Kommission auch bei der Umsetzung der Verordnung beraten, auf die sich die EU-Gesetzgebungsgremien jüngst prinzipiell einigten. Die ESEG wird mit dem Greifen des Chips Act durch den Europäischen Halbleiterausschuss ersetzt, der sich aus Vertretern der EU-Länder zusammensetzt.

"Halbleiter sind für das Funktionieren unserer modernen Wirtschaft und Gesellschaft von entscheidender Bedeutung", schreibt die Kommission in ihrer Erklärung zu dem Frühwarnsystem. In den vergangenen Jahren sei es in der EU "zu beispiellosen Versorgungsunterbrechungen" gekommen, "die erhebliche Verzögerungen und negative Auswirkungen auf wichtige Wirtschaftssektoren mit sich gebracht haben". Diese hätten auch die Reparatur und Wartung "wesentlicher Produkte für kritische Sektoren" betroffen.

Die Mechanismen, die helfen sollen, künftige Lieferengpässe zu bewältigen, befinden sich in der sogenannten dritten Säule des Gesetzes- und Maßnahmenpakets der Kommission. Hier soll die Brüsseler Exekutivinstanz in Kooperation mit dem künftigen Halbleiterausschuss die Versorgungsketten überwachen. Für Krisenzeiten ist auch die Option vorgesehen, in die Geschäftstätigkeiten von Unternehmen einzugreifen und Exportkontrollen zu verhängen. Diese Säule kann über Sofortmaßnahmen bereits vor Inkrafttreten des Chips Act aktiviert werden.

Zur Vorsicht dabei mahnte jüngst Jürgen Sturm von Texas Instruments. Schon die Kriterien seien schwammig, wann wirklich von einer Chipkrise gesprochen werden könne. Während der Coronapandemie sei die Nachfrage deutlich gestiegen, was auch mit dem von der EU forcierten digitalen und grünen Wandel zu tun habe. Alle Unterbrechungen der Lieferkette dürften auch kaum zu verhindern sein, da diese schon durch kurzfristige Stromausfälle oder Wassermangel bedingt sein könnten. Auch der Rohstoffmangel gilt als wesentlicher Faktor. Der spanische Industrieattaché Alberto Ruiz Rodríguez warb dafür, gleichgesinnte – teils mit der EU aber auch konkurrierende – Länder wie die USA in das Warnsystem einzubeziehen und so zentrale Fehlerquellen besser abstellen zu können.

(mho)