Internationalisierte Domains für .com und .net gestartet

In einer Nacht- und Nebelaktion schaltete die .com- und .net-Registry Verisign am Wochenende die Registrierung von internationalen Domains, etwa mit Umlauten, nach Punycode-Standard frei.

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Von
  • Monika Ermert

Die Domain-Registry Verisign, durch Übernahme des Ex-Monopolisten Network Solutions ins Geschäft mit dem Registry-Betrieb für .com eingestiegen, startete an diesem Wochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit der Registrierung internationalisierter Domain-Namen nach offiziellen Punycode-Standard. Der Neustart wurde gegenüber den Providern kurzfristig angekündigt und hat viele Firmen überrascht. Gleichzeitig begann Verisign mit der Migration der rund eine Million IDN-Domains (Internationalized Domain Names) in die offizielle .com-Zone, die im Verlauf des IDN-Tests bei der Registry in einem anderen Standard registriert worden sind. Man habe die Genehmigung von ICANN erhalten, hieß es in einer Ankündigung von Verisign, Die Internet-Verwaltung ICANN hat diese Genehmigung allerdings bislang nicht öffentlich gemacht. Verisign hatte während einer Veranstaltung des Electronic-Commerce-Verbands über den Sitefinder-Service am Mittwoch vergangener Woche zu dem Start noch nichts verlauten lassen.

Die Migration der Test-Domains von RACE (Row-based ASCII Compatible Encoding) in den im RFC 3492 festgelegten Punycode-Standard bedeutet, dass viele Domainwünsche von vornherein nicht mehr erfüllt werden können. Kunden und Registrare, die auf den offiziellen Standard gewartet haben, gucken dabei in die Röhre. Mancher Provider, so berichtet Marc Meckel vom Stuttgarter Provider LF.net, konnte gerade eine von 50 Domains registrieren, alle anderen Adressen waren bereits vergeben. Bei LF.net selbst konnte man einen von 11 Registrierwünschen durchbringen. Wie die Rate bei den deutschen Marktführern ist, dazu gab es am heutigen Montagmorgen noch fast keine Angaben, 1&1 sprach davon, man habe überraschenderweise 2 von 3 Registrierwüschen realisieren können. Manch ein Kunde könnte also inzwischen über Nacht zu seiner neuen Domain gekommen sein, ein Whois-Check kann darüber Aufschluss geben.

Die von ICANN nicht angekündigte Genehmigung für die Migration wird von vielen Providern äußerst kritisch beurteilt. "Während mancher Provider Registrierungen für den offiziellen Start mit Punycode gesammelt hat, hat Verisign gleichzeitig jeden einkommenden Registrierwunsch in RACE registriert. Und das wird nun einfach umkodiert", kritisiert Core-Sekretär Werner Staub, der den Core-Mitgliedern noch am Freitag den bevorstehenden Termin bekannt gegeben hatte. DeNIC-Chefin Sabine Dolderer sagte, dass mit der Überführung der RACE-Test-Domains in den neuen Standard das First-Come-First-Serve-Prinzip eindeutig verletzt worden sei. Die für .de-Domains zuständige Registry DeNIC wird zum 1. März IDN-Domains unter .de einführen. Dabei sollen alle Kunden die gleichen Startbedingungen haben, auch wenn das für viel Datenverkehr am ersten Tag sorgen wird. Auch beim .com- und .net-Punycode-Start in der Samstagnacht gab es offensichtlich einige Engpässe. Rückmeldungen von der Registry zufolge wurden einlaufende Anträge zunächst in eine Warteschlange genommen, heißt es bei LF.net. Am Sonntag konnten Registrierungen dann in Realtime vorgenommen werden.

Pat Kane von VeriSign GRS kündigte im Übrigen an, dass das System noch bis 2004 auch RACE-kodierte Registrierungen entgegennimmt und automatisch in Punycode verarbeitet. Danach müssen Registrare die Migration selbst vorgenommen haben. Während in der Phase I keine speziellen Angaben zu der Sprache, in der die neue Domain angelegt ist, gemacht werden mussten, gilt in Zukunft, dass Registrare per Language-Tag die benutzte Sprache angeben müssen.

Siehe zum Thema Umlaut-Domains auch:

(Monika Ermert) / (jk)