Studie: Netzneutralität rechnet sich

In einer neuen Studie betrachten Forscher der New York University das Internet mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung und kommen zu dem Schluss, dass von Neutralitätsprinzipien im Netz alle profitieren können.

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Eine neue Studie des US-Instituts für Politische Integrität (IPI) der juristischen Fakultät der New York University beschäftigt sich mit den ökonomischen Aspekten der Netzneutralität. Die Forscher unterziehen das Prinzip neutraler Netze einer Kosten-Nutzen-Rechnung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Auswirkungen für Netzbetreiber und Zugangsanbieter einerseits sowie Inhalteproduzenten andererseits. Die Studie "Free to Invest: The Economic Benefits of Preserving Net Neutrality" (Kurzfassung, PDF-Dateien) kommt zu dem Schluss, dass eine Aufgabe der Neutralitätsprinzipien zu einer Umverteilung zu Lasten der Inhalteproduzenten und insgesamt zu einer Wertminderung führen könnte.

Sollten etwa die Internet Service Provider (ISP) den Inhalteanbietern Gebühren für Netzzugang oder bevorzugte Behandlung abverlangen, würde das die Gesamtkosten für neue Inhalte und Anwendungen in die Höhe treiben, argumentieren die Wissenschaftler. Für Unternehmen und Verlagshäuser würde die Produktion von Angeboten im Netz damit weniger attraktiv. Kleinere Inhalteproduzenten wie private Blogger könnten bei möglicherweise eingeschränktem Publikum aufgeben oder gar nicht erst anfangen.

Mit weniger Inhalten verlöre das Netz für viele Menschen an Attraktivität der nach Ansicht der IPI-Forscher gerade in der barrierefreien Erreichbarkeit aller anderen Netzteilnehmer liegt. Die Studie beziffert den Wert, den ein freies Netz für die US-Öffentlichkeit schafft, auf mehrere Milliarden US-Dollar. Hier erwarten die Autoren der Studie insgesamt eine deutliche Wertminderung, sollten die Prinzipien der Netzneutralität aufgegeben werden.

Investitionen in die Infrastruktur tragen nach Ansicht der Forscher wiederum zur Wertsteigerung des Netzes bei. Die ISP üben dabei allerdings Zurückhaltung. Das wird sich nach Einschätzung der Studie auch ohne Netzneutralität nicht ändern, weil zusätzliche Gewinne eher nicht wieder investiert, sondern privatisiert werden. Hintergrund sei auch das Wettbewerbsgefälle zwischen den Branchen: während bei Angeboten im Netz ein intensiver Wettbewerb herrscht, der Innovationen und Investitionen treibt, haben sich Netzbetreiber selten mit mehr als ein oder zwei Konkurrenten auseinanderzusetzen. Der Staat könne diese Investitionsbremse mit gezielter Förderung des Netzausbaus und Neutralitätsregeln lösen, folgert die Studie.

Die US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC) bereitet eine Festschreibung der Neutralitätsregeln vor. Der Entwurf des neuen FCC-Vorsitzenden Julius Genachowski kann noch bis zum Donnerstag kommentiert werden. (vbr)