Augustus Intelligence: Insolvenzverwalter wirft Amthor & Co. Betrug vor

Der Treuhänder des Vermögens von Augustus Intelligence klagt gegen frühere Verantwortliche des KI-Startups, das mit einer Lobby-Affäre für Schlagzeilen sorgte.

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Wegweiser "Lobby"

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Seine gut einjährige Zeit als Mitglied im Aufsichtsrat des geheimnis- und skandalumwitterten New Yorker Start-ups Augustus Intelligence in den Jahren 2019 und 2020 verfolgt den CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor weiter: Der Treuhänder des Firmenvermögens, Brian Ryniker, fordert in einer am 23. April am US-Konkursgericht für den Bezirk Delaware eingereichten Klage 30 Millionen US-Dollar von ehemals Verantwortlichen des Unternehmens zurück. Die Firma wollte in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Kryptowährungen investieren und die Branche auch mit eigenen Programmen aufmischen. Zu den Beklagten zählt neben den Nachlassverwaltern des inzwischen verstorbenen Gründers Wolfgang Haupt, dessen Mitstreiter Pascal Weinberger und anderen auch Amthor.

Über den Fall berichten das Wirtschaftsmagazin Capital, das auch das Deckblatt der Klage veröffentlicht hat, sowie WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung. Augustus Intelligence befindet sich seit 2021 in der Insolvenz. Es sorgte hierzulande weniger wegen Software als vielmehr wegen der sogenannten Amthor-Affäre für Aufmerksamkeit: Der Christdemokrat bat seinen Parteifreund Peter Altmaier in dessen Funktion als Wirtschaftsminister auf seinem offiziellen Abgeordnetenbriefpapier um politischen Beistand für das Unternehmen. Der Bundestag führte daraufhin 2020 ein Lobbyregister ein, das auch für die Bundesregierung gilt.

Der Klage zufolge handelte es sich bei Augustus Intelligence um eine Luftnummer. Ryniker geht den Berichten zufolge davon aus, dass die in die Firma investierten Geldgeber betrogen wurden. Das Unternehmen sei nicht das gewesen, was seine Macher behaupteten. Einstige Führungskräfte könnten ihre Pflichten verletzt haben. Amthor und anderen Direktoren wirft der Liquidator vor, über die Missstände informiert gewesen zu sein. Effektive interne Kontrollen seien nicht durchgeführt worden. Verantwortliche hätten ihre Aufsicht verletzt und sich nicht ans Gesetz gehalten. Amthor ließ gegenüber den Medien mitteilen, dass er sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht umfassend inhaltlich äußern werde. Die Klage sei ihm bisher nicht zugestellt worden. Er sei davon ausgegangen, dass die Investitionszusagen gültig gewesen seien und es keine Nebenabreden gegeben habe.

Von den Investoren will Ryniker nun viel Geld zurückhaben. Zu jenen zählen neben US-Millionären, Angehörigen der österreichischen Schmuck-Dynastie Swarovski, Ex-Roland-Berger-Chef Charles-Édouard Bouée, Ex-"Bild"-Chef Kai Diekmann und anderen deutschen Unternehmern auch der frühere Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit seiner Firma Spitzberg Partners. Dieser warb selbst bei Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für Augustus Intelligence. Als Berater beziehungsweise Lobbyisten für das Start-up fungierten zudem die früheren Chefs des Bundesamts für Verfassungsschutz und des Bundesnachrichtendienstes, Hans-Georg Maaßen und August Hanning. Ein Anwalt der Mehrheitsinvestoren erklärte, die Entscheidung über Inhalt und Fokus von Klagen liege allein bei der Insolvenzverwaltung. Die Gruppe selbst habe keinen Zweifel am pflichtgemäßen Verhalten Amthors.

(tiw)