China verbannt Micron-Speicher als Sicherheitsrisiko

Micron-Produkte hätten einer Sicherheitsprüfung Chinas nicht standgehalten. Der Speicher braucht aber nicht ersetzt, darf nur nicht mehr verkauft werden.

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(Bild: c't)

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Von
  • Frank Schräer

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China weitet sich aus. Chinas Cyberspace-Behörde CAC stuft Produkte des US-amerikanischen Speicherherstellers Micron als Bedrohung der nationalen Sicherheit ein und hat einen Verkaufsstopp angeordnet. Dem ging eine rund einmonatige Überprüfung voraus, aber welche Produkte im Einzelnen betroffen sind oder alle, erklärt die CAC nicht.

Auch bleibt unklar, in welcher Weise Microns Speicherchips ein Sicherheitsrisiko darstellen sollen. In einer knappen Mitteilung schreibt die CAC (Cyberspace Administration of China) lediglich, dass die Micron-Produkte "möglicherweise relativ bedeutende Netzwerksicherheitsprobleme" enthalten, die ein großes Sicherheitsrisiko für die Informationsinfrastruktur und die Lieferketten des Landes darstellen. Das könnte die nationale Sicherheit beeinträchtigen.

Deshalb hätte Micron die Überprüfung der Netzwerksicherheit nicht bestanden. Betreiber von Organisationen, die zur kritischen Infrastruktur Chinas gehören, sollen deshalb keine Micron-Produkte mehr kaufen. Allerdings schreibt die CAC nicht, dass bereits eingesetzte Micron-Speicher ausgetauscht werden müssten. Offenbar ist das Sicherheitsrisiko dafür dann doch nicht hoch genug.

Ein Analyst der Halbleiterbranche bezeichnet das Vorgehen Chinas als Konter auf die Exportkontrollen der USA. Seit Oktober 2022 haben die Amerikaner Monat für Monat weitere Technologiefirmen aus dem Reich der Mitte auf den Index gesetzt, die keine Chips und technologische Ausrüstungsgegenstände beziehen dürfen. Ein Verkaufsstopp von Produkten eines US-Herstellers wie Micron würde laut Analyst den Leuten Angst einjagen, hätte in Wirklichkeit aber kaum eine Bedeutung, da Speicher eine weitverbreitete Ware ist und sich die Lieferketten innerhalb einiger Monate anpassen würden.

Als Alternative zu Micron-Speicher stehen genügend gleichwertige Produkte anderer Hersteller zur Auswahl. Dazu müsse China nicht einmal auf die Marktführer aus Südkorea wie Samsung oder SK Hynix zurückgreifen, sondern könnte auch beim größten heimischen Speicherchiphersteller Yangtze Memory Technologies (YMTC) fündig werden. Allerdings ist YMTC auch durch die US-Exportkontrollen beeinträchtigt, denn das Unternehmen hat nun Schwierigkeiten, Maschinen zur Chipherstellung zu bekommen.

Micron selbst ist natürlich stärker betroffen von dem Verkaufsstopp. Allerdings erwirtschaftet der Speicherchiphersteller auch nur 11 Prozent seines Umsatzes in China und könnte den Ausfall zumindest zeitweise verkraften. Andere Hersteller wie Nvidia, AMD und Intel machen dagegen deutlich mehr Umsatz in China, wie Bloomberg berichtet, und liegen bei über 20 Prozent. Noch härter würde es Broadcom oder Qualcomm treffen, denn deren Umsätze in China machen 35 respektive 64 Prozent der Gesamtumsätze aus.

Micron erklärte am Sonntag in einer kurzen Stellungnahme, dass es die Ergebnisse der chinesischen Überprüfung erst noch bewerte. Das Unternehmen prüft seine nächsten Schritte und fügte hinzu, dass es sich darauf freue, "die Gespräche mit den chinesischen Behörden fortzusetzen".

(fds)